Behörden Spiegel Webinar: Glücksspiel-Werbung auf dem Prüfstand

Behörden Spiegel Webinar: Branche diskutiert über die zwei Seiten der Glücksspiel-Werbung. Werden legale deutsche Casinos zu unrecht stigmatisiert? (Bildquelle: Negative Space auf Pexels)

Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV) erlaubt Werbung für lizenzierte Online-Glücksspielanbieter, um die Kanalisierung legaler Spielangebote zu fördern, allerdings unter strengen Auflagen. In einem Webinar, „Werbung für Online-Glücksspiel zwischen Regulierung und Stigmatisierung“, ausgerichtet von der Deutschen Gesellschaft für Glücksspiel, diskutierten letzte Woche Experten aus Branche und Wissenschaft zusammen mit Vertretern der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) kontrovers über Gestaltung und Häufigkeit von Glücksspiel-Werbung und Werbebotschaften. Die Anforderungen an den legalen Online-Glücksspielmarkt sind hoch, und lizenzierte Anbieter müssen strenge Regeln befolgen. Noch gibt es jedoch keinen Grundkonsens über zulässige und vernünftige Werbung, und es bestehen Widersprüche und Handlungsbedarf. Wie lassen sich Jugend- und Spielerschutz mit den modernen Entwicklungen auf dem Glücksspielmarkt und der steigenden Konkurrenz durch den Schwarzmarkt vereinbaren?

Was ist Glücksspiel-Werbung und wo liegen ihre Problemfelder

Zu Beginn des Webinars erläuterte Rechtsanwalt Beumer der Kanzlei Hambach & Hambach in seiner Präsentation, wie die Werberegulierung im GlüStV festgehalten wurde. Grundsätzlich besteht die Freiheit, für erlaubtes Glücksspiel zu werben, jedoch gibt es auch Einschränkungen wie das Verbot der Werbung über Telekommunikationsanlagen, übermäßige Werbung, Werbung, die sich an Minderjährige oder gefährdete Zielgruppen richtet und zeitliche Beschränkungen für bestimmte Glücksspielarten im Rundfunk und Internet. In den Nebenbestimmungen der Erlaubnisse sind weitere Regelungen festgelegt, die laut Beumer sehr verbotsbeeinflusst sind.

In seinen Ausführungen identifizierte Beumer vier Problemfelder bezüglich des Verhältnisses zwischen der Werbung und der Glücksspielregulierung:

  • Wesentlichkeit
  • Verhältnismäßigkeit
  • Vorbehalte des Gesetzes
  • Ermessen

Diese betreffen Fragen wie die grundsätzlichen Bestimmungen, die Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen, die gesetzliche Deckung von Totalverboten und die Freiheit der Behörde, Maßnahmen zur Erreichung der Ziele des GlüStV zu treffen.

In Bezug auf die Frage eines Teilnehmers, ob das Werbeverbot im öffentlichen Raum nur für das virtuelle Automatenspiel in Online Casinos Deutschland gelte oder auch für Sportwetten, antwortete Beumer, dass es nicht auf virtuelles Automatenspiel beschränkt sei, sondern auch Online-Poker und Online-Sportwetten betreffe.

Glücksspiel-Werbung ist grundsätzlich erlaubt, unterliegt aber Einschränkungen und Nebenbestimmungen. Es gibt vier Problemfelder im Verhältnis zwischen Werbung und Glücksspielregulierung: Wesentlichkeit, Verhältnismäßigkeit, Vorbehalte des Gesetzes und Ermessen.

Werbung und Kanalisierung im regulierten Markt

Dr. Sven Jung vom Handelsblatt Research Institute stellte anschließend eine repräsentative Umfrage vor, bei der es darum ging, auf welche Faktoren Spielerinnen und Spieler bei der Wahl von Glücksspielangeboten Wert legen. Aspekte wie Sicherheit, Auszahlungsgarantie, schnelle Auszahlung und Datenschutz rangieren höher als die deutsche Lizenzierung. Die Umfrage ergab auch, dass 42 Prozent der Befragten bei einer Verschlechterung der Spielbedingungen eine Online-Plattform mit besseren Bedingungen suchen würden. Die Studie schlussfolgerte, dass die Werbung als Instrument der Aufklärung und Information eine wichtige Rolle spielt, um den Prozess der Kanalisierung in den regulierten Markt zu unterstützen und eine Abwanderung in den Schwarzmarkt zu verhindern.

Die Werbung spielt eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Information, um den Prozess der Kanalisierung in den regulierten Glücksspielmarkt zu fördern. Das ist ebenfalls ein Aspekt, der aus dem Behörden Spiegel Webinar hervorgeht.

Herausforderungen für lizenzierte Glücksspielanbieter in Deutschland

Nico Reußenzehn, Country Manager Germany bei Rootz Ltd., sprach in dem Webinar über die Schwierigkeiten, denen sich in Deutschland lizenzierte Betreiber von Plattformen mit virtuellen Automatenspielen gegenübersehen. Er betonte, dass Werbung entscheidend sei, um Kunden auf legale Glücksspielangebote aufmerksam zu machen. Allerdings sei es für lizenzierte Betreiber schwer, gegen den Schwarzmarkt zu konkurrieren, da sie oft ein weniger attraktives Produkt anbieten müssen. Zudem dürfen lizenzierte Anbieter ihre Werbung in den Medien erst ab 21 Uhr ausstrahlen, während illegale Betreiber rund um die Uhr werben können. Dies erschwert den Wettbewerb zusätzlich, da die legalen Betreiber mit anderen zugelassenen Anbietern um die besten Werbeplätze nach 21 Uhr konkurrieren müssen.

Reußenzehn sieht in der Influencer-Werbung eine Chance, um Aufklärungsarbeit zu leisten und Spieler in den regulierten Markt zu lenken. Bisher gebe es diese Art der Werbung hauptsächlich für illegale Plattformen. Durch Kooperationen mit Influencern könnten lizenzierte Betreiber Einfluss auf die Inhalte der Streams nehmen und die Streamer entsprechend schulen. Verfahren gegen Rundfunkveranstalter, wie es zuletzt am Münchender Oberlandesgerichtshof der Fall war, dürften dann der Vergangenheit angehören.

Der Glücksspielanbieter Rootz hat Mitte 2022 die deutsche Glücksspiellizenz erhalten und darf unter seinen Marken wildz.de, wheelzgames.de und spinz.de legales Online Glücksspiel um Echtgeld in Deutschland anbieten. Nico Reußenzehn von Rootz argumentiert, dass seine Firma unter erschwerten Bedingungen gegen illegale Angebote konkurrieren muss.

Forschung zu Glücksspiel-Werbung noch wenig aussagekräftig

Johannes Singer M.A. von der Universität Hohenheim stellte wichtige Aspekte der Glücksspiel-Werbung in sozialen Medien vor und betonte den Mangel an Forschung zu diesem Thema. Laut Singer bestehe ein kausaler Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Werbung und der Einstellung zum Glücksspiel, der Glücksspielabsicht und der Glücksspielaktivität. Vor allem für leicht beeinflussbare Gruppen wie Kinder und Jugendliche stelle die Glücksspiel-Werbung in sozialen Medien eine besondere Gefährdung dar. Weitere Forschungen seien nötig, insbesondere zu Glücksspiel-Werbung auf Plattformen wie YouTube, Twitch und Instagram, sowie zur Rolle von Influencern.

Rolle der GGL in der Regulierung der Glücksspiel-Werbung

Im letzten Teil des Webinars erläuterten Sebastian Buchholz, Karl Friedrich Ballendat und Hendrik Bermpohl von der GGL die Position der Behörde in der Regulierung der Glücksspiel-Werbung. Die GGL ist sowohl für die Gestaltung der Werbung für erlaubtes Glücksspiel durch Nebenbestimmungen zuständig als auch für die Untersagung der Werbung für unerlaubtes Glücksspiel. Bei der Regulierung der Glücksspiel-Werbung müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, wie etwa Suchtprävention, Lenkung des Spieltriebs, Jugendschutz, ordnungsgemäße Durchführung von Glücksspielen und die Integrität des sportlichen Wettbewerbs.

Die Nebenbestimmungen für erlaubtes Glücksspiel legen die Gestaltung der Werbebotschaften fest. Dazu gehören unter anderem das Verbot von Zeitdruck, die Erkennbarkeit des Zufallscharakters, Hinweise auf die GGL Whitelist und Anforderungen zum Affiliate-Marketing. Außerdem müssen Aufzeichnungs-, Aufbewahrungs-, Dokumentations- und Vorlagepflichten erfüllt werden.

Wird es bald keine Glücksspielwerbung mehr geben?

Die Rufe nach einem generellen Werbeverbot für deutsche Casinos sowie auch Wettanbieter werden im lauter. Lesen Sie mehr über dieses Thema in diesem Artikel.

Werbung für unerlaubtes Glücksspiel ist hingegen verboten. Dies betrifft Eigenwerbung der Anbieter, Fremdwerbung durch Influencer, Streamer und Marketing-Agenturen sowie Werbung im Internet und terrestrische Werbung, einschließlich Rundfunkwerbung. Der Vertreter der GGL wies darauf hin, dass seit dem 1. Juli 2022 bereits 87 Untersagungsverfahren eingeleitet wurden, um illegales Glücksspiel zu bekämpfen. Zudem wurden 165 Hinweisschreiben versandt, die häufig zur Einstellung der Werbung führten, sowie 25 Untersagungsverfahren eingeleitet und 37 Strafanzeigen gestellt.

Die GGL ist für die Gestaltung der Werbung für erlaubtes Glücksspiel und die Untersagung von Werbung für unerlaubtes Glücksspiel verantwortlich. Verschiedene Faktoren müssen berücksichtigt werden, um eine effektive Regulierung der Glücksspiel-Werbung zu gewährleisten.

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Du findest diesen Beitrag hilfreich?

Teile ihn mit deinen Freunden!