Der deutsche Glücksspielmarkt steht im Rampenlicht, seit an einem denkwürdigen Tag im Juli 2021 das Spiel am Automaten online legal wurde. Und Spieleentwickler Apparat Gaming ist eines der neuen Gesichter dieses Wandels, dem es in rasantem Tempo gelungen ist, seine Position am Markt zu zementieren. Mittlerweile laufen die Online Slots des Berliner Studios auf Hochtouren. Wir sprachen mit Thomas Wendt, dem Mitgründer des Unternehmens, über seine Pläne für den Markt, darüber, wie die Vorschriften verbessert werden könnten, und darüber, was als Nächstes auf der Agenda steht.
Apparat Gaming Q & A Interview mit Thomas Wendt
Frage: Hallo Thomas, herzlichen Glückwunsch zu dem Erfolg, den Apparat Gaming bisher hatte! Hättest Du erwartet, dass Eure Spiele so gut ankommen?
Danke, und: Ja, uns war klar, dass unsere Spiele gut ankommen. Denn schließlich konnten wir bei der Gründung von Apparat Gaming auf jede Menge Erfahrung bei der Spielentwicklung zurückgreifen. Da Erfolg gleichzeitig eine Frage der Definition ist, und wir uns schon immer an den Besten orientiert haben, lass uns bescheiden bleiben: Es ist noch viel Platz nach oben. Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Umfeld mit Wettbewerbern, die nicht nur länger dabei sind, sondern auch über mehr Geld und mehr Personal verfügen. Wir sind der Herausforderer – eher David als Goliath. Den Vorsprung der anderen müssen wir über Schnelligkeit, Flexibilität und Kreativität ausgleichen. Klappt bisher ganz gut.
Frage: Den Eindruck haben wir auch. Welchen Stellenwert hat der Ansatz „German Accent“ denn dabei? Auch ganz konkret in der Spielentwicklung?
Zum einen dient unser Slogan „iGaming with a German Accent“ ganz klar der Markenbildung und der Abgrenzung. Obwohl wir jetzt schon im vierten Jahr dabei sind, sind wir wie gesagt immer noch der Newcomer und Herausforderer. Wir mussten uns nicht nur Technologie, Lizenz und Spieleportfolio aufbauen, sondern auch Bekanntheit und Partnerschaften. Da helfen eine klare Positionierung und starke Marke. Wir sind eben nicht „just another“ Spielentwickler, sondern wir kennen den deutschen Markt, haben viel Erfahrung dort, und bei jedem unserer Spiele sind in der Entwicklung die Vorlieben der deutschen Spieler mal mindestens im Hinterkopf.
Das ist der deutsche Akzent, der immer mit reinspielt. Und auf den wir stolz sind. Unser Qualitätsanspruch auch in der Grafik, unsere technische Stabilität, die Verlässlichkeit. Aber natürlich spielen wir auch selbstironisch damit – dem Klischee der typisch deutschen Humorlosigkeit. Bei den Spielen äußert es sich sowohl in der Präsentation, die wir selber als „Modern Classics“ verstehen, als auch in den Themen. Früchtespiele oder Bücherspiele funktionieren beispielsweise in Deutschland außergewöhnlich gut. Aber auch hier ist unser Ziel, frische Akzente zu setzen, statt nur bereits Bekanntes aufzuwärmen.
Frage: Ihr habt in neuen Online Slots wie 40 Sevens und 5 Moon Wolf mit „Bonus Buy“ oder „Hold & Win“ die Welt in den Zusatzfeatures weiter ausgestaltet. Kannst Du uns ein wenig mehr darüber erzählen?
Bonus Buy ist natürlich etwas für die ganz Ungeduldigen, die nicht auf das Erspielen der Free Games warten wollen, sondern sofort das Feature ausprobieren wollen. Im internationalen Markt kommt man nicht darum herum. Für Deutschland angesichts der Regulierung mit einem Max Bet von 1€ natürlich nicht machbar. Aber sowohl Häufigkeit wie Kombination unterschiedlicher Features in den Free Games wie beispielsweise im erwähnten 5 Moon Wolf macht unsere Spiele natürlich auch für den deutschen Markt dann attraktiv, wenn man keine Abkürzung nehmen kann und sich die Features der Free Games erspielen muss.
Frage: Apparat verfolgt einen regionalen Ansatz für deutsche Online Casinos, welche Spielautomaten kommen besonders gut an?
Bei der Frage „besonders gut“ müssen wir aufpassen, dass wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Für einen Performancevergleich unserer Spiele ist der deutsche Markt aktuell noch zu stark verzerrt: Als erster und bisher noch einziger unserer Casino-Partnern hat Lotto24 einige unserer internationalen Bestperformer durch die GGL genehmigt bekommen. Die anderen wie unter anderem StarGames, Novoline, Tipico, JackpotPiraten oder Wunderino warten noch immer auf die Zulassung eines Großteils unserer aktuell über 30 Spiele. Aber das ist ein anderes Thema…
Jedenfalls wird ein direkter Vergleich dadurch erschwert. Was man aber sagen kann: Nachdem Spiele wie 40 Sevens oder Total Eclipse sich in allen Märkten zu Topsellern entwickelt haben, haben wir die Besonderheiten dieser Spiele anschließend in ihrer Weiterentwicklung zu echten Hits destilliert: 100 Sevens und Total Eclipse XXL sind zwei unserer Senkrechtstarter, die in kürzester Zeit zur Performance ihrer Vorgänger nicht nur aufgeschlossen haben, sondern sie sogar überflügeln.
Frage: Ihr bedient viele spannende Themen mit Apparat-Slots: Was ist Dein Lieblingsspiel?
Ich könnte mir es einfach machen und behaupten, „immer das letzte“. Aber tatsächlich spiele ich aktuell 5 Moon Wolf sehr gerne. Ehrlich gesagt bin ich aber auch erst durch die Spieler und die fantastische Marktperformance so richtig auf den Geschmack gebracht worden: Die Kombination von zwei verschiedenen Features, verlängerbare Free Games mit ausschließlich High Values plus separates Hold & Spin-Feature, die zusätzlich auch in Kombination fallen können, macht das Spiel sehr attraktiv.
Aber auch unser nächstes Spiel, Fishin‘ the Biggest, bei dem wir das populäre Angel-Thema aufgreifen, macht mir viel Spaß. Denn da, wo Big Bass Bonanza mir als Spieler im Feature gefühlt oftmals den Angler verweigert, und ich somit weder Gewinne einsammle noch weitere Freispiele mit erhöhtem Multiplier erspielen kann, haben wir einen anderen Ansatz gewählt. Und ich behaupte: Einen viel besseren!
Frage: Mit Mallorca Wilds, Valkyries – The Nibelung Legends und dem neuen Autobahn Alarm Slot habt Ihr deutsche Themen aufgegriffen. Arbeitet Ihr bereits an Slots mit weiteren deutschen Spielthemen?
Die Antwort ist natürlich „ja“, und ich könnte mit „aber streng geheim!“ den Satz hier enden lassen. Aber wir haben ja in unserer Roadmap für das zweite Quartal 2024 schon veröffentlicht, dass im Juni mit Dragon Heart ein zweiter Teil unserer Nibelung Legends erscheinen wird. Nicht zuletzt aufgrund des grandiosen Spielkonzeptes kann ich nur sagen, dass niemand mehr gespannt ist als ich, wie das Spiel performen wird. Und auch für weitere Spiele mit deutschen Themen haben wir Ideen genug.
Frage: Was sind die Ziele der Partnerschaft mit Bally Wulff, und spielt dabei Gamomat noch eine Rolle?
Bally Wulff ist eine großartige Marke mit stolzer Tradition, und wir freuen uns sehr, dass mit den neuen Eigentümern mutig in die Zukunft gegangen wird. Denn gerade bei mir als ehemaligem Bally Wulff-Geschäftsführer sind viele Emotionen mit Bally Wulff und den tollen Menschen dort verbunden. Unser gemeinsames Ziel ist es, BW Games, wie die Marke online heißt, auch im Online-Markt zu der Position zu verhelfen, die sie verdient. Denn noch ist dies trotz der hohen Bekanntheit der Spiele aus dem sogenannten Landbased Markt, den Geldspielgeräten in Spielhallen und der Gastronomie, leider nicht der Fall.
Wir unterstützen Bally Wulff bei Online-Vertrieb und Account Management – im Klartext: Wir nutzen unsere Kontakte und Integrationen, um die Spiele bei möglichst vielen Anbietern von virtuellen Automatenspielen, wie es im Behördendeutsch so schön heißt, bestmöglich zu platzieren. Der Livegang bei Lotto24 gerade vor ein paar Tagen ist nur ein erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Welche Rolle Gamomat für Bally Wulff noch spielen wird – dazu kann ich wenig sagen. Das müsst ihr wirklich Bally Wulff fragen. Für unsere unmittelbare Online-Zusammenarbeit jedenfalls keine, die mir bekannt ist.
Frage: Welche Änderungen braucht der deutsche Glücksspielmarkt, um die Kanalisierungsziele des Glücksspielstaatsvertrags zu erreichen, und wie kann Apparat helfen?
Wie viel Zeit haben wir? Nein, im Ernst – ich weiß, hier betreten wir vermintes Gelände. Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Ich halte eine ehrliche Bestandsaufnahme für zentral. Der Blick auf die sinkenden Steuereinnahmen ist mir etwas zu verengt, aber während die Online-Umsätze in so gut wie allen anderen Märkten steigen, hat ausschließlich Deutschland sinkende Steuern aus dem Online-Glücksspiel zu verzeichnen. Klingt für mich eher nach Abwanderung in den Schwarzmarkt als nach optimaler Erfüllung der Kanalisierungsziele… Wie Apparat Gaming da helfen kann? Ein zentraler Bestandteil eines konkurrenzfähigen Marktes ist sein Produktangebot – in allen Facetten. Hierzu tragen wir gerne bei. Wenn wir darüber hinaus helfen können: Auch das herzlich gerne! Die GGL weiß, wo sie uns erreichen kann.
Frage: Und wie ist Deine Meinung zu einer GGL Whitelist für Spielerentwicklungsstudios, um die zeitraubende Prüfung zu entschärfen und das Spielangebot der Casinos mit deutscher Lizenz auszubauen?
Wir sind ja selber Leidtragender der eher schleppenden Genehmigung von Spielen. Zwischen Beantragung und Genehmigung unserer ersten Spiele hat fast ein Jahr gelegen. Und auch, dass aktuell erst einer unserer vielen deutschen Partner 26 unserer mehr als 30 Spiele genehmigt bekommen hat, tut uns weh. Meine persönliche Meinung ist ganz klar. Ob nun Whitelist oder meinetwegen auch ein anderer Weg: Das muss einfach schneller gehen! Und tut es woanders ja auch. International üblich ist eine spielabhängige Zertifizierung.
Mir ist bewusst, dass die bestehende Regulierung dies derzeit so nicht zulässt, aber die kann man ändern. Und sollte es wahrscheinlich auch, denn es würde wie gesagt die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Marktes im Spielangebot ein großes Stück voranbringen. Und es würde gleichzeitig auch den Regulierer entlasten, mit dem ich aktuell nicht tauschen möchte.
Jedes Spiel für jeden einzelnen Anbieter erneut freigeben zu müssen, klingt auch in vereinfachtem Verfahren wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, unter der alle Seiten leiden – die GGL, weil sie für 50 Anbieter 50x das selbe Spiel prüfen und freigeben muss; die Casino-Anbieter, weil sie für den Aufbau eines konkurrenzfähigen Portfolios unglaublich lange benötigen; die Spieler, weil ihnen aus anderen Märkten bekannte Spiele schlicht noch nicht zur Verfügung stehen; und die Spielentwickler wie wir, weil der Genehmigungsprozess für uns eine unplanbare Blackbox ist, die noch dazu einen zeitgleichen Release eines Spieles auf den verschiedenen Märkten unmöglich macht.
Frage: Wie geht es für das Apparat-Team in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 weiter? Habt Ihr irgendwelche Geheimnisse, die Ihr mit uns teilen könnt?
Für uns steht jetzt die nächste Stufe auf der Agenda: Im Juni wird unser 35. Spiel erscheinen, so dass wir spätestens dann die kritische Portfoliogröße erreicht haben werden. Intern sprechen wir in unserer Spieleplanung von „the next big thing“. Da der Begriff „Innovation“ in unserer Branche etwas zu inflationär verwendet wird, und auch wir nicht das Rad neu erfinden werden, hier vielleicht nur so viel: Einen Release im Zweiten Halbjahr können wir zwar nicht versprechen, denn neue Wege zu beschreiten kostet Zeit. Aber wir haben uns die Branchentrends von den Messen in London und Las Vegas ganz genau angeschaut. Und Modern Classic wird es eher nicht sein – wir zielen darauf, ein Classic von morgen zu entwickeln. Mit German Accent.
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