Glücksspielforscher Dr. phil. Tobias Hayer plädiert für Glücksspielmonopol

Glücksspielforscher Dr. phil. Tobias Hayer ist für ein Glücksspielmonopol, um den Spielerschutz stärker forcieren zu können! (Bildquelle: stevepb auf Pixabay)

In einem kürzlich geführten Interview mit dem Weser Kurier hat der renommierte Glücksspielforscher Dr. phil. Tobias Hayer eine kontroverse Position zum Thema Glücksspiel in Deutschland eingenommen. Hayer, der die Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen leitet, spricht sich gegen ein generelles Verbot von Glücksspielen aus. Stattdessen plädiert er für die Einführung eines Glücksspielmonopols. Seiner Ansicht nach würde ein solches Monopol die Konkurrenz zwischen verschiedenen Anbietern eliminieren und somit ein verantwortungsbewussteres Spielangebot ermöglichen. Hayer argumentiert, dass ein vollständiges Verbot des Glücksspiels nicht nur unrealistisch, sondern auch kontraproduktiv wäre, da es einen illegalen Markt fördern würde. Er betont, dass Glücksspiel bereits fest in der Gesellschaft verankert ist und fordert daher eine “vernünftige Verhältnisprävention”, um die Strukturen so zu gestalten, dass sie möglichst gesundheitsförderlich oder zumindest nicht gesundheitsschädlich sind. Diese Aussagen kommen zu einer Zeit, in der die Diskussion um Glücksspiel und Suchtprävention in Deutschland wieder an Fahrt gewinnt. Sie werfen wichtige Fragen auf, etwa wie ein ausgewogenes Glücksspielangebot aussehen könnte und welche Rolle der Staat dabei spielen sollte.

Glücksspielforscher Hayer kritisiert das gegenseitige Anstacheln konkurrierender Anbieter

Tobias Hayer, ein führender Glücksspielforscher in Deutschland, hat die Dynamik des Wettbewerbs zwischen verschiedenen Glücksspielanbietern scharf kritisiert. Er argumentiert, dass die Konkurrenzsituation zwischen den Anbietern zu einem Überangebot und einer Übervermarktung von Glücksspielprodukten führt. Dies ist besonders im Sportwettenmarkt zu beobachten, der sich seit der Öffnung für private Unternehmen im Jahr 2020 rasant entwickelt hat. Aktuell gibt es in Deutschland 30 lizenzierte Sportwettenanbieter, die sowohl online als auch offline aktiv sind. Jeder dieser Anbieter ist bestrebt, einen möglichst großen Marktanteil zu erlangen, was zu einem “Hochschaukeln” im Produktangebot und in der Vermarktung führt.

Diese Entwicklung ist auch im Kontext des deutschen Profifußballs relevant, der immer mehr als Plattform für Glücksspielwerbung genutzt wird. Von der Halbzeitpause bis zum Ende der Übertragung sind Zuschauer einer Flut von Werbemaßnahmen ausgesetzt. Diese Omnipräsenz von Glücksspielwerbung in der Sportwelt hat nicht nur die Aufmerksamkeit von Suchtforschern, sondern auch von politischen Entscheidungsträgern auf sich gezogen. Burkhard Blienert, der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, hat sich ebenfalls kritisch zu dieser Praxis geäußert und eine deutliche Reduzierung solcher Werbemaßnahmen gefordert.

Die Partnerschaften zwischen Fußballvereinen und Glücksspielanbietern sind ein Anzeichen für die Intensität des Wettbewerbs in der Branche. Fast jeder Bundesligaclub hat mittlerweile einen Wettanbieter als Partner. Diese Partnerschaften sind nicht nur kommerziell lukrativ für die Vereine, sondern bieten den Glücksspielanbietern auch eine Möglichkeit, ein breites Publikum zu erreichen. Allerdings wird diese Praxis zunehmend kritisch gesehen, insbesondere im Hinblick auf die steigende Zahl von Menschen mit problematischem Spielverhalten in Deutschland.

Kritiker argumentieren, dass die ständige Präsenz von Glücksspielwerbung den Einstieg in problematisches Spielverhalten erleichtert und für diejenigen, die bereits ein solches Verhalten aufweisen, den Ausstieg erschwert. Die Verbindung von Sport und den Folgen der Sucht wird als problematisch angesehen, und es gibt Forderungen nach einer kritischeren Prüfung der Werbepartner durch die Fußballklubs.

In dem komplexen Gefüge von kommerziellen Interessen, Suchtprävention und gesellschaftlicher Verantwortung plädiert Glücksspielforscher Dr. phil. Tobias Hayer für ein Glücksspielmonopol als Lösung. Ein solches Monopol würde die Konkurrenz zwischen den Anbietern eliminieren und könnte dazu beitragen, ein verantwortungsbewussteres und überschaubares Spielangebot zu schaffen.

Sozial benachteiligte Bezirke laut Hayer besonders gefährdet

In seinem Interview hebt Hayer die besondere Gefährdung sozial benachteiligter Stadtteile hervor. In diesen Gebieten werden Menschen oft permanent mit Spielanreizen konfrontiert, was die Wahrscheinlichkeit für problematisches Spielverhalten erhöht. Die Frage, ob Spielstätten aus diesen Stadtteilen entfernt werden sollten, wird in seinen Augen immer dringlicher. In wohlhabenderen Gegenden gäbe es oft gar keine Spielhallen, da der Widerstand der Anwohner gegen die Ansiedlung deutlich größer wäre.

Die Gefahr von Glücksspiel werde oft unterschätzt, da es in der breiten Öffentlichkeit als glamouröses Freizeitvergnügen dargestellt wird. Dabei sollte Glücksspielsucht in seiner Meinung auf Augenhöhe mit anderen Suchterkrankungen wie Alkohol- oder Kokainabhängigkeit gesehen werden. Studien zeigen, dass besonders junge Erwachsene im Alter von 21 bis 25 Jahren gefährdet sind, wobei der Anteil der Menschen mit einer Störung in dieser Altersgruppe bei 4,3 Prozent liegt. Die Anzeichen einer solchen Störung sind vielfältig und reichen vom Verheimlichen des Spielens bis zum Verlust des Arbeitsplatzes.

Die Mechanismen des Glücksspiels sind so gestaltet, dass sie das Bewusstsein rasch und stark verändern. Schnelle Ergebnisse nach einem Einsatz, unregelmäßig auftretende Gewinne und die Verwendung von „Spielgeld“ wie Jetons und Chips verschleiern die Höhe der Einsätze und fördern risikoreiches Spielen. Besonders Geldspielautomaten und Sportwetten sind dafür bekannt, dass sie leichter abhängig machen als andere Formen des Glücksspiels.

Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten der Glücksspielsucht sind oft enorm. Viele Betroffene verschulden sich massiv, haben ein erhöhtes Suizidrisiko und müssen über lange Zeiträume behandelt werden. Darüber hinaus neigen sie zu Beschaffungskriminalität. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Glücksspielsucht eine der teuersten psychischen Störungen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat festgestellt, dass in Deutschland 0,68 Prozent der Bevölkerung von problematischem und 0,82 Prozent von pathologischem Glücksspielverhalten betroffen sind.

GGL äußert sich in einem FAQ zu Kritik an Studien-Vergabe

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) informiert zu aktuellen Glücksspielstudien und deren Ausschreibungen, die sich ebenfalls mit den Spielerschutzregelungen sowie Werbung für Glücksspielanbieter beschäftigen.

In diesem Kontext ist die besondere Gefährdung sozial benachteiligter Stadtteile ein ernstes Anliegen, wo die Kontrolle nicht wie bei legalen Online Casino Deutschland möglich ist. Die Menschen in diesen Gebieten sind nicht nur stärker exponiert, sondern oft auch weniger informiert über die Risiken des Glücksspiels. Hayer plädiert daher für eine stärkere Regulierung des Glücksspielmarktes und eine bessere Aufklärung der Bevölkerung, um die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen effektiv zu schützen.

In Anbetracht der besonderen Gefährdung sozial benachteiligter Stadtteile fordert Dr. phil. Tobias Hayer eine strengere Regulierung des Glücksspielmarktes und bessere Aufklärungsmaßnahmen. Die hohen sozialen und wirtschaftlichen Kosten der Glücksspielsucht unterstreichen die Dringlichkeit dieser Forderungen. Es ist unerlässlich, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen effektiv zu schützen, um die weitreichenden Folgen der Glücksspielsucht einzudämmen.

Quelle: Interview mit Dr. phil. Tobias Hayer im Weser Kurier vom 27.09.2023, „Die meisten Argumente sprechen für ein Glücksspielmonopol“, weitere Infos unter: www.weser-kurier.de

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Du findest diesen Beitrag hilfreich?

Teile ihn mit deinen Freunden!