
Legales Glücksspiel schützt nicht vor Spielsucht: Martin Epperlein, Suchtberater der Evangelischen Gesellschaft fordert mehr Präventionsmaßnahmen! (Bild © Joshua_Willson auf Pixabay)
In Baden-Württemberg hat der Landtag am 19. Februar 2025 eine Änderung des Landesglücksspielgesetzes beschlossen. Im Rahmen der Umsetzung des Glücksspielgesetzes wird das Land künftig stärker als bisher in die Pflicht genommen: Ein neuer Fachbereich beim Regierungspräsidium Karlsruhe steht den Kommunen zur Seite, wenn es um Spielhallenkontrollen geht. Außerdem ist die Einrichtung einer neuen Fachstelle für Glücksspielsucht bei der Landesstelle für Suchtfragen BW geplant. Aber auch ein lizenziertes Online Casino BW soll durch ein Angebot der Staatlichen Toto-Lotto GmbH legal werden!
Suchtberater der Evangelischen Gesellschaft sieht Landtagsbeschluss kritisch
Nur der staatliche Anbieter Toto-Lotto ist berechtigt, auf seiner Internetseite sogenannte Online-Casino-Spiele zu veranstalten. Es soll verhindert werden, dass im Bundesland wohnhafte Spieler auf unerlaubte Angebote angewiesen sind, bei denen Jugendschutz- und Spielerschutzbestimmungen nicht ausreichend beachtet werden. Für den Suchtberater der Evangelischen Gesellschaft, Martin Epperlein, ein gefährliches Spiel, dass der Landtag im Netz Online Casino genehmigt, erklärt er im Interview mit dem SWR.
Auf der einen Seite ist das angepasste Glücksspielgesetz in BW gut für die Sensibilisierung für das Thema Glücksspielsucht und auch dafür, dass es nun einen verbesserten Jugend- und Spielerschutz gibt. Kritisch sieht er hingegen die Legalität von Online Casinos. Die Tatsache, dass es ein legales Online Casino Deutschland für Baden-Württemberg gebe, biete keinen Schutz vor der Sucht. Seiner Meinung nach löst ein sicheres Online Casino Deutschland das Problem nicht, sondern verlagert es nur.
Legales Glücksspiel schützt nicht vor Spielsucht
Weitere Maßnahmen im Rahmen der neuen Gesetzgebung seien zu befürworten, jedoch sollte sich das Augenmerk seitens der Landespolitik noch stärker auf die Bereiche Suchtprävention und Jugendschutz richten. Der Großteil der Ratsuchenden sei 25 Jahre und älter, aber die Zahl der minderjährigen Spieler nehme zu. Das sei gesetzlich nicht erlaubt.
In 2021 sollen es sogar rund 7 Prozent gewesen sein, die an einem Glücksspiel mit echtem Geld teilgenommen haben. Diese Entwicklung passt auch zum EVA-Suchtexperten Martin Epperleins Erfahrungen als Suchtberater: Demnach nehmen auch bei Minderjährigen vermehrt Nachfragen nach Suchtberatung zu.
Hierzu hat auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde (GGL) eine enge Zusammenarbeit mit den Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht bundesweit. Nach dem Glücksspielstaatsvertrag haben sich die Bundesländer zur Bereitstellung von Präventions- und Beratungsangeboten zum Thema Glücksspielsucht zu beteiligen. Die Glücksspielanbieter sind verpflichtet, hierzu auf die unabhängigen Institutionen zu verweisen.
Die in den Bundesländern eingerichteten Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht informieren über die mit öffentlichen Mitteln getragenen, auf das Thema Glücksspielsucht zugeschnittenen Beratungsangebote und geben damit eine Hilfestellung für Glücksspielsüchtige, deren Angehörige und andere Personen, die sich für das Thema Glücksspielsucht interessieren.
Martin Epperlein, Suchtberater der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, erklärt gegenüber dem SWR: „Der illegale Markt ist sicherlich ein Teil des Problems. Ich erlebe aber in der Praxis, dass die Betroffenen, wenn sie zum Beispiel durch legale Angebote begrenzt werden, ausweichen und in illegale Angebote abwandern, ganz konkret gesprochen: dort spielen, wo sie nicht gesperrt sind. Die Gründe sind natürlich Sicherheit, Legalität das Gefühl, dass alles in Ordnung sei. Das kann ich als Suchtexperte so nicht unterstreichen. Es handelt sich um ein gefährliches Gut, dass da auch angeboten wird.“
Landesregierung BW genehmigt Online Casino: Hierzu im SWR Interview Suchtberater der Evangelischen Gesellschaft, Martin Epperlein.
(Bild © origo Akademie)
Zur Unterstützung der Glücksspielforschung bringt die Fachtagung Suchtprävention Glücksspiel in der Praxis echte Spieler auf die Bühne, um von Ihnen zu hören, was die Motivation ausmacht, am Glücksspiel teilzunehmen.
Mehr Prävention gegen Glücksspielsucht nötig
Martin Epperlein plädiert dafür, die Präventionsarbeit im Bereich der Spielsucht zu verstärken. Gerade bei jungen Männern sei es wichtig, sie über Vereine und Schulen gezielt anzusprechen, zudem müsse es mehr Hilfsangebote im Internet geben. Spielsüchtigen oder denen, die solche Leute kennen, empfiehlt er: „Versucht mit jemandem ins Gespräch zu kommen, dem ihr vertraut. Vielleicht der Kumpel und vielleicht nicht unbedingt jemand, der euch dafür verurteilen würde. Oder ihr sucht eine Beratungsstelle auf. Die sind neutral und kostenlos. Jeder kann, der möchte, übers Telefon, online oder auch tatsächlich hier vor Ort Beratung in Anspruch nehmen.“
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