
Glücksspielverluste einklagen wird leichter nach Urteil der Rechtbank Amsterdam – DSGVO-Auskunftsanspruch durchsetzbar! (Bild von CfullerDesign auf Pixabay)
Nach der DSGVO – Datenschutz-Grundverordnung – verpflichtet eine Entscheidung eines Gerichts in Amsterdam Online Casinos und Wettanbieter dazu, transparente Angaben über erlittene Verluste ihren Kunden auf Anfrage zur Verfügung zu stellen. Einen Meilenstein in dieser Frage stellte nun das Urteil der Rechtbank Amsterdam dar. Die richterliche Entscheidung (Az. C/13/769802 / KG ZA 25-394) erklärt, dass Online-Glücksspielanbieter künftig unter Berufung auf die DSGVO zur Bereitstellung von Informationen über die Verluste ihrer Spieler gesetzlich auskunftspflichtig sind.
Hintergrund des DSGVO-Auskunftsanspruch beim Online-Glücksspiel
Was war der Auslöser des Gerichtsverfahrens vor der Rechtbank Amsterdam mit richtungsweisendem Urteil? In dem vorliegenden Fall handelte es sich um einen Kunden, dessen Spielerkonto vom in Malta niedergelassenen Glücksspielanbieter Risepoint Limited eingesehen werden sollte. Früher gehörte das Unternehmen noch zur Kindred Group, der Konzern betreibt unter anderem Unibet. Risepoint lag über Jahre in der Verantwortung von Kindred und war in den Niederlanden aktiv. Zu dieser Zeit waren es aber noch keine Online Casinos mit Lizenz.
Damit hat das Unter nehmen illegales Glücksspiel angeboten und ist gegenüber Spielerklagen mit dem nun erlassenen Urteil zum Datenschutzrecht auskunftspflichtig. Im Anschluss an erhebliche Verluste machte der Spieler von seinem Recht auf Zugang zu seinen individuellen Spieler- und Transaktionsdaten im Sinne von Art. 15 DSGVO Gebrauch, und zwar mit dem Ziel, die Höhe von Verlusten zu beziffern, die möglicherweise rückforderbar sind.
Anbieter will Daten nicht herausgeben – Justiz ergreift Maßnahmen
Risepoint ignorierte die wiederholten Herausgabeverlangen der zuständigen Behörde. Dazu führte man vermeintlich in Malta bestehende Datenschutzbestimmungen geltend. Dem widersprach das Gericht in Amsterdam in seiner Entscheidung zum DSGVO-Auskunftsanspruch.
Nach Ansicht des Gerichts handele es sich bei dem Datenmaterial um personenbezogene Daten gemäß der DSGVO, aufgrund derer es möglich sei, Schlussfolgerungen über das Spielerverhalten, insbesondere hinsichtlich des eingesetzten Geldbetrags, zu ziehen. Dadurch entsteht dem Spieler demnach ein Durchsetzungsrecht, sogar wenn er die Informationen benötigt, zum Beispiel um ungültige Spielverträge anzufechten und Glücksspielverluste zivilrechtlich geltend zu machen.
Diese Entscheidung könnte europaweite Folgen haben – nicht zuletzt für nicht regulierte sowie auch lizenzierte Online Casinos Deutschland. Schließlich gibt es auch zahlreichen hierzulande tätige zugelassene Anbieter, die vor der Legalisierung am grauen Markt tätig waren. Für unzählige vom Glücksspiel beeinträchtigte Personen in ganz Europa hat dieses Urteil große Bedeutung – allen voran für Spieler, deren Geld bei illegalen Anbietern verspielt wurde. Rückforderungsansprüche gegen solche Anbieter sind auch vor deutschen Gerichten mittlerweile geltend gemacht worden. In der Praxis führte dies jedoch oft zu Problemen beim Nachweis von Einzahlungen, Spiel-Einsätzen und Spielverlusten.

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Die Entscheidung hat nun für klare Verhältnisse gesorgt – DSGVO-Datenauskunft zur Rückforderung
Künftig haben Spieler Anspruch auf detaillierte und verständlich aufbereitete Auskunft über ihre Transaktionen. Bedingung ist, dass Anbieter volle, computerlesbare und leicht verständliche Aufschlüsselungen der Transaktionsdaten bereitstellen.
Auf Grundlage von Art. 15 DSGVO besitzen Verbraucher die Möglichkeit, Informationen über die von einem Anbieter verwalteten persönlichen Daten zu erlangen. Damit können Spieler genau nachvollziehen, wie das Spielverhalten war:
- Exakten zur Einzahlung
- In welcher Höhe Geld eingesetzt und verloren wurde
- Detaillierte Einsicht zu Auszahlungen
Auf Basis der vorliegenden Informationen kann eine entsprechende juristische Einschätzung und gegebenenfalls ein Rückforderungsanspruch erfolgen. Das Urteil stellt klar, Online Casinos seien nicht mehr in der Lage, Auskunftsansprüche mit Verweis auf länderspezifische Bestimmungen oder formale Aspekte abzulehnen. Durch die grenzüberschreitende Anwendung der DSGVO ist auch der Schutz von Verbrauchern gewährleistet, deren Daten im Zusammenhang stehen mit illegalen Glücksspielportalen.
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