Wahrheitsuche im Glücksspiel: Glücksspiel-Survey ein Geschichtsbuch?

Warum viele Forscher und Rechtsexperten immer noch an die Zahlen im Glücksspiel-Survey glauben! (Foto © Jayson Hinrichsen auf Pexels)

Der vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg erstellte Glücksspiel-Survey für das Jahr 2023 ist selbstverständlich kein Geschichtsbuch. Immer noch wird nach der Wahrheit gesucht. Eigentlich kann man dabei nur scheitern. Kein Wunder, dass die Berichterstattung rundum das vom Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB) geförderte Zahlenwerk von kritischen Meinungen regelrecht übersät wird. Nach dem die renommierte Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) im Januar 2025 bereits in einem Artikel zur „Unstatistik des Monats“ im Zusammenhang mit dem Glücksspiel-Survey berichtet hatte, schießt nun auch der „Rundblick – Politikjournal für Niedersachsen“ gegen die mutmaßlich krassen falschen Zahlen zur Glücksspielsucht seitens der Politik.

Der Glücksspiel-Survey 2023 gibt Anlass zu berechtigtem Zweifel

Weiterhin nähren sich die offenkundigen Unregelmäßigkeiten beim Glücksspiel-Survey. So zweifelt die Radaktion der Zeitung Rundblick im Artikel vom 13. Februar 2025 an den dargestellten Suchtzahlen und wirft der Politik vor, völlig ungenaue Suchtzahlen übernommen zu haben. Der Titel „500.000 Spielsüchtige in Niedersachsen? Experten glauben den Zahlen nicht“ macht deutlich, dass auch die Meinungen von Fachleuten aus dem Bereich der Glücksspielsucht in dieser Thematik auseinandergehen.

Man fragt sich, wo die Zahlen herkommen. Allein eine halbe Million Menschen sollen im Land Niedersachsen ein Problem mit Glücksspielsucht haben. Diese Statistik wird praktisch nicht infrage gestellt, vielmehr übernehmen Politik und Medien diese Zahlen kritiklos. Bedenklich ist dies gerade dann, sollten diese Angaben künftig zum Anlass für eine noch strengere Regulierung des Glücksspiels von Online Casinos Deutschland über Sportwetten und andere Formen genommen werden.

Ausgezeichnet als „Unstatistik des Monats“

Am Beispiel der niedersächsischen Glücksspielstatistik stellt die Zeitung die Frage, ob die Glücksspielsucht in dem Bundesland wirklich ein derart flächendeckendes Ausmaß einnimmt, oder stützen sich die Behauptungen eher auf eine verzerrte und fehlerhafte Datengrundlage? Diesen Glücksspielatlas oder Glücksspiel-Survey von 2023 hat das Essener Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) im vergangenen Oktober zur „Unstatistik des Monats“ auserkoren.

Der statistischen Spezialistin Katharina Schüller war aufgefallen, dass der alle zwei Jahre durchgeführte Report sprunghaft angestiegen war. Verursacht wurde dies durch den Wechsel in der Erhebung weg von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in die Hände der Universität Bremen. Während die ursprüngliche Studie der BZgA eine ausschließliche Telefonbefragung war, erfolgt die Befragung des ISD telefonisch und im Internet.

Daraus ergäben sich gravierende Abweichungen: So lag die Quote der Personen mit Glücksspielstörungen bei den rein per Telefon interviewten Personen bei 0,4 Prozent. Dagegen belief sich die Quote der Personen, die online befragt wurden, auf 6,2 Prozent. Hinzu kommt, dass zweifelhaft ist, inwieweit das Werk zur Spielsucht tatsächlich repräsentativen Charakter hat. Kompliziert wird das Ganze dadurch, weil sich 80 Prozent aller im Rahmen des Glücksspiel-Surveys befragten Personen gar nicht geäußert haben.

F.A.Z. kritisiert Glücksspielatlas - „Unstatistik des Monats”!

(Bildquelle rwi-essen.de)
Wenn eine Studie zur „Unstatistik des Monats“ wird, dann sollten die dargestellten Ergebnisse und die Durchführung einer oft zitierten „repräsentativen Umfrage“ eventuell sorgfältig überprüft werden.

Wer kennt sie nicht, forsa-Umfragen?

Diskussionsbedarf um den Glücksspiel-Survey sieht auch Prof. Manfred Güllner, der Gründer und Chef von forsa, bekannt für präzise Fakten für Deutschland als unabhängiges privates Markt- und Meinungsforschungsinstitut. Eine vom Verband der Automatenindustrie (VDAI) veranlasste Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa stützt ebenfalls die bisherigen Ergebnisse der BZgA.

„Das Ergebnis der repräsentativen telefonischen Wiederholungsbefragung von 11.503 Personen: Über 95 Prozent der Befragten spielen nicht oder sind als unproblematische Spieler einzustufen. Der Anteil der auffälligen Glücksspieler liegt aktuell bei 3,82 Prozent und der Anteil der problematischen Glücksspieler bei 0,37 Prozent. Als wahrscheinlich pathologisch Glücksspielende sind 0,28 Prozent der Befragten einzustufen.“

Demnach hat Niedersachsen nach Schätzungen lediglich 18 000 krankhaft glücksspielsüchtige Einwohner, wird betont. Die anderen Schwerpunkte des Berichts bilden: Statistiken zur Spielsucht in Niedersachsen und deren Auswirkungen. Ferner die weitreichenden Gefahren einer übertriebenen Regulierung gewerblicher Glücksspielangebote. In der Folge weichen deutsche Spieler zunehmend auf den Schwarzmarkt aus. Illegale Angebote im nächsten Hinterzimmer einer Kneipe oder im ausländischen Casino online haben nur wenig zu bieten, um glücksspielbezogenen Probleme Einhalt zu gebieten.

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