Spielsucht und der Profisport Bundesliga betroffen

Ist der Profisport stärker von Suchtgefahren betroffen als die Normalbevölkerung? (Bildquelle: RF._.studio auf Pexels)

Unter den Spitzensportlern sind Fußballprofis besonders gefährdet für eine Glücksspielsucht. Und hierfür gibt es vielerlei Gründe. Der Gang ins Casino, auf besondere Ereignisse bestimmter Begegnungen tippen oder wer die meisten Tore im Training schießt, das Arbeitsumfeld der zumeist schon sehr jung in den Profibereich vordringenden Sportler. Insgesamt wirkt alles reizvoll für Wetten und Glücksspiel schon allein aus dem Grund, dass so viele Vereine mit Partnern der Glücksspiel- und Wettbranche auf der Sponsorenebene zusammenarbeiten. Und durch die mediale Präsenz scheinen vor allem Sportwetten schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein.

Millionen Deutsche sind Glücksspiel gestört

Spielsucht an Geldspielautomaten, in Spielbanken beim Roulette, an virtuellen Automatenspielen im Online Casino Deutschland, mit Bergen von Lottoscheinen auf der Jagd nach Jackpots oder mit Wetten auf Sport, die Suchttypen sind ganz verschieden, wobei es auch Leute gibt, die querbeet zocken. In Deutschland sind rund 1,3 Millionen Menschen glücksspielsüchtig. Hinzu kommen 3,25 Millionen Personen, die erste Anzeichen einer Spielsucht und folglich ein risikoreiches Verhalten im Umgang mit Glücksspielen an den Tag legen. Das heißt, sie verlieren nach und nach die Selbstkontrolle, die Spielfrequenz steigt und die Einsätze werden höher.

Dieser schnelle Kick, Geld gewinnen zu können durch die hohe Geschwindigkeit der Glücksspiele bringt ein hohes Suchtpotenzial mit sich. Und da es gerade im Internet kaum Sperrmöglichkeiten gibt, lassen es die wohlhabenden Profisportler schnell beim Freizeitvergnügen ausufern, was eine schleichende Glücksspielsucht begünstigt. Die Wissenschaft beschreibt den Durchschnitt eines typischen Glücksspielsüchtigen als jung, männlich und in Deutschland zunehmend mit Migrationshintergrund. Und das macht womöglich auch nicht vor den Vereinen der Bundesliga halt.

Ist der Profisport besonders anfällig für Spielsucht?

Eine Risikogruppe, welche die Forschung bis jetzt nur wenig berücksichtigt hat, sind die Spitzensportler. Dabei vermuten Fachleute, dass der Profisport in noch höherem Maße von Glücksspielsucht heimgesucht wird. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, gehen Experten davon aus, dass die Anzahl Wettabhängiger im Profisport im Vergleich zu Durchschnittsbürgern höher ist.

Hierzu erklärt Fachverband Glücksspiel Vorstand Ulrich Kemper im Rahmen der IPPEN.MEDIA Jahrestagung: „Wir wissen, dass sportlich aktive Menschen, zu denen natürlich auch Profis gehören, im Sportwettenbereich besonders gefährdet sind. Der Anteil von Menschen mit einer Sportwettenabhängigkeit ist hier deutlich höher als in der Normalbevölkerung.“

Aussagekräftige Untersuchungen existieren hierzu nur in geringem Umfang. Allerdings zeigen vorläufige Umfragen, dass das Glücksspiel zunehmend im aktiven Sport vorkommt. Das beginnt schon bei den Amateuren. Besonders anfällig für Sportwetten seien Vereinsmitglieder – bedingt durch ihre Leidenschaft für den Sport und ihr zugeschriebenes Expertenwissen. Inzwischen greife diese Entwicklung auch auf den Spitzensport über. Aus Italien sind zwei aktuelle Vorfälle bekannt. Dort wurden die Fußball-Nationalspieler Sandro Tonali und Nicolo Fagioli für einige Monate wegen illegalen Glücksspiels aus dem Spielbetrieb ausgeschlossen. Weitere Ermittlungen dauern an.

Glücklich süchtig im Interview mit Tobias Hayer

(Bildquelle: gluecklich-suechtig-der-spielsucht-podcast.letscast.fm)

Von der Universität Bremen merkt Glücksspielforscher Tobias Hayer an: „Oft gebe es so genannte „informelle Wetten“. Ein Beispiel: „Eine Mannschaft fliegt zu einem Auswärtsspiel. Den Spielern ist nach der Landung langweilig und sie wetten um 100 Euro, welcher Koffer zuerst am Gepäckband auftaucht.“ Hier ein interessantes Podcast-Interview mit Tobias Hayer anhören.

Die ersten Wetterfahrungen im jungen Fußballalter

Wer im Jugendalter im Verein Fußball gespielt hat, wird vermutlich bereits Erfahrungen mit Glücksspiel beziehungsweise Wetten gemacht haben. Weit vor einer Karriere im Profisport, was den wenigsten gegönnt ist, ist das sportaffine Auftreten im Verein schon manchmal heranführend an Sportwetten. Jeder ist Fan einer Mannschaft und kommt es zu Duellen am Wochenende wird intern gewettet, das ist völlig normal. Ob man nun gegen alles vorgehen muss, das hat freilich die Politik zu entscheiden. Junge Fußballer sind allein aufgrund ihres Alters gefährdet und haben mutmaßlich auch schon Lootboxen Erfahrungen mit FIFA von EA gesammelt und hat auch das nötige Kleingeld, um sich mit den virtuellen Wundertüten ihre Traum-Elf zu erkaufen.

Wie Tobis Hayer es jedoch erklärt, ist es aktuell alles mit Vorsicht zu bewerten, den Profisport offiziell als hochproblematisch für Spielsucht einzustufen. Es gibt keine repräsentativen Fakten, aber das Thema Profisport, Glücksspiel und Wetten kommt immer wieder in den Medien vor. Sei es der Fall Hoyzer (Wettskandal) mit Bezug zu Wettbetrug durch Spielmanipulation oder spätere Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft gegen die Berliner Wettmafia im Jahr 2009.

Kultreporter Werner Hansch, der nach seiner Spielsucht mit der Initiative „Zockerhelden“ versucht, Menschen mit Suchtproblemen zu helfen. Die Aussage von Tobias Hayer: „Aber ich glaube schon, dass das Thema auch in der Bundesliga angekommen ist.“ – diese sollte man schon erst nehmen, wenngleich es wenig zu belegen gibt.

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