Lootboxen: Die Weiche Droge für den Glücksspieleinstieg

Sind Videospiele mit Lootboxen ein Einfallstor zur Spielsucht? (Bildquelle: www.bzkj.de)

Nicht nur offensichtliche Glücksspiele im Online Casino oder in der nächstgelegenen Spielothek vor Ort können pathologisches Spielen begünstigen. Eine gänzlich andere Form stellen kostenpflichtige In-Game-Features in Video-Games dar, die Kinder und Jugendliche sowie auch erwachsene Gamer dazu verleiten können, mit dem Kauf von Lootboxen ihre spielerischen Fähigkeiten zu verbessern. Allerdings kauft der Spieler die buchstäbliche Katze im Sack. Niemand weiß wirklich, was in der nächsten Lootbox steckt. Vielleicht ein Upgrade für eine Spielfigur oder ein Superstar für die Fußballsimulation Fifa von Electronic Arts. Die Sicherheitsbedenken sind in der Videospielwelt von Seiten der Eltern keineswegs mit den regulatorischen Rahmenbedingungen von legalen Online Casinos Deutschland zu vergleichen. Selbst die Altersempfehlungen der Hersteller werden häufig nicht ernst genommen, wenn der Sprössling GTA zocken möchte, dann kauft Mama halt das Spiel.

Begünstigen Lootboxen die Glücksspielsucht?

Die deutsche Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) hat Experten dazu befragt. Darunter auch Zocker, die praxisbezogen zu den Lootboxen ihre Erfahrungen schildern konnten. Im Rahmen einer Tagung zu glücksspielähnlichen Elementen in Online-Games wurden die Gefahren und mögliche Ansätze zur Regulierung näher beleuchtet. Ebenfalls mit von der Partie waren aus dem Bereich Kinderschutz diverse zivilgesellschaftliche Organisationen, um auch den „Missbrauchsfällen“ Gehör zu verschaffen. Als Aufsichtsstelle für Medien hat die BzKJ sich vorgenommen, einen Katalog an Regeln mit Empfehlungen für die Gesetzgebung auszuarbeiten, um über die Spielangebote den Kinder- und Jugendschutz in Bezug auf die käuflich zu erwerbenden Inhalte in Lootboxen anzupassen.

Es braucht einen regulierten Rahmen, an denen sich Anbieter orientieren können, um die verführerische Wirkung der virtuellen Wunderboxen, die gegen Echtgeld zufällige digitale Inhalte preisgeben, der gegenwärtigen Entwicklung anzupassen. Das ist wie beim Glücksspiel suchtgefährdend. Mit der Expertise von Fachleuten und Personen mit Spielerfahrung hofft man die junge Generation von Gamern von dieser Eintrittspforte zum Glücksspiel abzubringen. Auch wenn es bei den Gegenständen in Lootboxen in der Regel nicht um bessere Gewinnchancen geht, die Hoffnung, besser zu werden und mehr Erfolg im Spiel durch einen Kauf, der mutmaßlich dazu anregt, immer wieder neu zu kaufen, weist schon Gemeinsamkeiten mit Glücksspielen wie in Online Casinos auf. Gerade Top-Games, die millionenfach generationsübergreifend gespielt werden, brauchen an dieser Stelle mehr staatliche Kontrolle in diesem nicht gerade transparenten Bereich.

Kinder zocken bei GTS im virtuellen Casino

Es gibt viele Videospiele, bei denen die Spieler selbst entscheiden können, was oder wie sie spielen wollen. Das wohl weltweit am meisten verbreitete Game mit Lootboxen-Angeboten ist hierbei das simulierte Fußballspiel Fifa von Electronic Arts (EA). Die Fifa Spiele bieten spezielle Team-Pakete an, die online gekauft werden können, um Topstars in bestimmten Spielmodi stärker auftreten können. Als Belohnung für gute Leistungen, Turniersiege oder Spieldauer wäre das sicher kein Problem. Allerdings sind diese Überraschungsboxen durch den Erwerb mit Echtgeld, um eine Verbesserung zu erzielen, irgendwie ein bisschen wie Glücksspiel.

Ein gravierender Unterschied ist jedoch, dass mit dem Einsatz am Spielautomaten in Online Casinos mit deutscher Lizenz alles legal unter der hiesigen Gesetzgebung abläuft und tatsächlich ein Gewinn mit nachweislicher Wahrscheinlichkeit möglich ist. Bei Lootboxen wird nichts reguliert und der Inhalt der Überraschungsboxen ist wie beim Ausgang einer Runde am Spielautomaten zufällig. Das ist verlockend, insbesondere für Heranwachsende, die sich einen Starkicker wie Kane, Gündogan oder Reus ins Team wünschen. Gegen ein paar Euro besteht die Chance, mit einem glücklichen Händchen die eigene Top-Elf aufzuwerten.

Der Suchtfaktor ist gegeben und schleichend wird aus dem Spielvergnügen eine Abhängigkeit, die wiederum später förderlich sein könnte, glücksspielsüchtig zu werden. Im Gegensatz dazu ist Grand Theft Auto (GTA) ein durch und durch realitätsnahes Glücksspiel. In einer virtuellen Spielwelt darf sich der Spieler ungehindert überall herumtreiben und so ziemlich alles tun, auch im Casino online spielen. Das von dem Spielehersteller Rockstar Games herausgegebene Spiel ist mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren offensichtlich Erwachsenen vorbehalten, dennoch sind viele Heranwachsende und Kinder im Spiel anzutreffen. Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche für Lootboxen die Kreditkartendaten ihrer Eltern nutzen, um heimlich dem Drang der Verbesserung nachzukommen.

In Österreich sind Lootboxen illegal ohne Lizenz

In Österreich gibt es erste Urteile zu Lootboxen, wo Gerichte diese Form als Glücksspiel einstufen und somit als konzessionspflichtig bewerten. Eine Spielerklage führt sogar zu einer Rückzahlung der Lootbox-Betreiber.

Ein schmaler Grat zur Spielsucht

Die Lootboxen haben viel mit realen Glücksspielen wie Roulette, Blackjack, Slots und Lotterien gemeinsam. Beispielsweise zahlen Spieler wie im Online Casino Echtgeld für ihre digitalen Überraschungstüten. Teilweise wird einem wie beim Online-Automatenspiel die Auszahlungsrate angezeigt, wie wahrscheinlich es ist, den begehrten Gegenstand zu bekommen. Der wesentliche Unterschied: Bei den Spielen kann man mit dem eingesetzten Geld in der Regel nichts Echtes gewinnen. Aus diesem Grund existieren in Deutschland noch keine Verbote für Lootboxen.

Für Jugendliche birgt auch dieses Glücksspiel Gefahren. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz warnt vor einem „Kontrollverlust über finanzielle Ausgaben“ und der begünstigten „Entwicklung eines dysfunktionalen oder exzessiven Spielverhaltens“. In Deutschland gibt es bislang zwar viele Debatten, aber noch keine konsequente Lösungsfindung mit den Spieleproduzenten. Die Zukunftswerkstatt der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat daher insbesondere die Folgen für die psychische Gesundheit thematisiert.

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