
Fazit zum Glücksspiel-Symposium 2025: Fokus Kanalisierungsrate! Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Branche stellen ihre Sicht der Dinge dar! (Bild © eye-square.com)
Das Zentrum für Glücksspielforschung der Universität Hohenheim brachte im Rahmen des 22. Symposium Glücksspiel zahlreiche Akteure aus der Glücksspielbranche mit unterschiedlichen Standpunkten zusammen. Insgesamt 285 Personen folgten der Einladung und nutzen die Veranstaltung, um sich beim Glücksspiel-Symposium zur aktuellen Marktlage zu informieren. Der Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel, Dr. Steffen Otterbach, machte in seinen einleitenden Worten zu Beginn am 25. Februar 2025 nochmals deutlich, dass die einzelnen Player innerhalb der Glücksspielszene unterschiedlich mit Mitteln ausgestattet sind, was die Frage nach dem Gleichgewicht aufwirft. Dabei sind die Wettbewerbsfähigkeit und Kanalisierungsrate eng miteinander verwoben.
Erfolgsfaktor Kanalisierungsrate im Blickfeld
Das Thema ausgewogene Regulierung bildete den inhaltlichen Schwerpunkt der moderierten Diskussion auf dem Podium. Moderator der Podiumsdiskussion war Dr. Jörg Hofmann von der Kanzlei Melchers Rechtsanwälte. Mit seiner Darstellung, dass die Kanalisierungsrate die maßgebliche Kennzahl für den Erfolg sei, leitete er die Diskussion ein. In den Augen von Dr. Tobias Hayer, Leiter der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen, ist die Kanalisierungsquote nicht das übergeordnete Regulierungsziel im Sinne des Glücksspielstaatsvertrages. Vielmehr sei sie allenfalls eines von mehreren Kriterien des maßgebenden Regelwerks.
Für den Glücksspielforscher ist die Public Health Agenda des internationalen Konsenses wegweisend. Dass man eine „gottgegebene“ bestehende Nachfrage mittels Attraktivität des Angebots befriedigen müsse, hinterfragt Dr. Tobias Hayer. Es sei erstaunlich, wie stark sich mittlerweile der öffentliche Fokus auf eine Kanalisierung von der Illegalität in die Legalität verlagert habe. Ein anderes Kanalisierungsziel, welches von scharfen zu weniger scharfen Glücksspielangeboten gehe, sei gänzlich aus dem öffentlich geführten Diskurs verschwunden.
Kampf gegen den Schwarzmarkt
Die Sicht eines Anbieters von stationären und Online-Glücksspielen bringt Anna Kösler, Mitglied der Geschäftsleitung Recht, Compliance, Personal bei Kling Automaten und Jokerstar, ein. Sie erklärt: „Unser Hauptproblem ist, dass wir mit dem illegalen Markt konkurrieren müssen.“ Schätzungen des Deutschen Online Casinoverbandes (DOCV) bestätigen, dass der Schwarzmarkt im Bereich der digitalen Spielautomaten Spiele für Online Casinos Deutschland bei rund 80 Prozent angesiedelt ist.
Hierzu merkt Anna Kösler an: „Für uns ist aktuell nicht sichtbar, dass die Bekämpfung des Schwarzmarktes so greift, wie es notwendig wäre.“ In der hohen Besteuerung des Spieleinsatzes von 5,3 Prozent und der fehlenden Möglichkeit, Angebote „flexibler gestalten zu können“, macht sie das Hauptproblem fest. Auf diese Weise könne der legale Markt besser gestärkt werden. Dafür biete der Glücksspielstaatsvertrag eine gute Basis.
Als problematisch bewertet Dr. Tobias Hayer den Umstand, dass attraktive Angebote an illegale Angebote angepasst werden. „Wo ist ein Stopp?“, legt er dar. Nach seiner Überzeugung sei meistens doch noch ein passenderes Angebot im Glücksspielkosmos vorhanden. In der Fixierung auf die Kanalisierungsrate liegt für ihn ein „Fehler in der Denklogik“. Die Kanalisierung würde bei 100 Prozent liegen, wenn der Markt unbegrenzt wäre. Für den Experten für Glücksspiel und Glücksspielsucht steht fest: „Der illegale Markt darf niemals der Treiber für den legalen Markt sein“.
Von Jokerstar erklärt Anna Kösler abschließend: „Zufrieden sind wir dann, wenn der legale Markt funktioniert und wir wettbewerbsfähig sind.“ Derzeit ist das nicht der Fall.

(Bild © gluecksspiel-behoerde.de)
Ein Jahr der Veränderungen und weichenstellenden Maßnahmen prägte das Jahr 2024 für die GGL. Im dritten Jahr seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages ist es gelungen, die GGL als feste Institution zu verankern, deren Aufgabe es ist, aktiv mitzuwirken an der Gestaltung der Regulierung und Aufsicht des Glücksspielmarktes in Deutschland.
Was machen andere Länder besser?
Auf einen Marktanteil von 30 bis 40 Prozent beziffert Claus Retschitzegger, Head of Legal, Public Affairs and Corporate Communication, bet-at-home, die illegale Präsenz auf dem deutschen Sportwettenmarkt. Der Manager, der auch dem Präsidium des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV) angehört, verweist auf weitere europäische Länder, bei denen die Kanalisierungsrate deutlich über Deutschland angesiedelt ist.
Danach weist Dänemark beispielsweise einen Kanalisierungsgrad von 85 Prozent auf und der britische Markt sogar von 97 Prozent. Im Gegensatz zur Situation in Deutschland sei dort die Produktpalette insgesamt attraktiver.
Online-Roulette- und Blackjack findet praktisch nur noch im illegalen Bereich statt
Beliebte Casinospiele mit Bankhalter wie Roulette und Blackjack sind online fast ausschließlich bei Schwarzmarktanbietern zu bekommen. Diese Lücke muss geschlossen werden. Hierzu äußerst sich der Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, Jürgen Häfner. Immerhin, so der Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, lasse die Gesetzgebung explizit Raum für Ausschreibungen oder Monopole bei Online-Casinospielen. Wie Dr. Jörg Hofmann ausführt, bieten bislang nur Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen Online-Casinospiele an oder werden dies tun. Dr. Jörg Hofmann merkt an: „Der Rest ist entweder out of business oder monopolistisch strukturiert.“
Bestehende und künftige Themen der GGL
Die Leiterin der Abteilung 3 der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), Nadja Wierzejewski, informiert über die aktuellen Aufgaben ihres Teams im Kampf gegen illegale Angebote. So seien etwa neben den bisherigen Schwerpunkten wie Krypto-Casinos und allgemein Online Casinos weltweit auch die Auswirkungen von KI zusätzliche Herausforderungen, die großes fachliches Know-how erfordern würden. Zum jetzigen Zeitpunkt seien Zahlungssperren (Payment-Blocking), dass am häufigsten eingesetzte Instrument der Glücksspielbehörde Halle zur Bekämpfung des illegalen Online-Glücksspiels.
Hinterlasse einen Kommentar