Steuernachzahlungen sind vermutlich verantwortlich für den Einbruch der virtuellen Automatensteuer

Seit der Legalisierung des Online-Glückspiel hat Deutschland mit seiner Online-Slots-Steuer 38 Prozent Rückgang zu verzeichnen. Der Grund sollen Steuernachzahlungen der Anfangsphase sein! (Bildquelle: viarami auf Pixabay)

Große Teile der in Deutschland aktiven Glücksspielindustrie verfolgen seit der Erhebung der virtuellen Automatensteuer die monatlichen Berichte des Finanzministeriums. Und nicht wenige fragen sich seit Monaten, was ist mit Online Casinos Deutschland los? Endlich legal und seriös und die Spieler haben nach starken Steuerergebnissen 2021 und 2022 plötzlich keinen Bock mehr auf streng limitierte Online Slots? Die monatlich erfassten Spielautomaten Steuern lassen eigentlich nur diese Vermutung zu. Wenngleich unterschwellig davon auszugehen ist, dass viele schlichtweg nach Casino Bonus ohne Einzahlung oder spezifischen Spielformen im Internet suchen. Ob dann legal gespielt wird oder nicht – dafür interessiert sich mutmaßlich nur ein kleiner Teil. Sind die Angebote auf Deutsch und mit bekannten Marken bestückt, dann steht dem Spielvergnügen nichts mehr im Weg.

Steuernachzahlung legaler Online Casinos in Deutschland macht Steuervergleich schwierig

Aus einem im Landtag von Baden-Württemberg unter der Drucksache 17 / 6236 am 12. Februar 2024 hervorgehenden Antrag des Abgeordneten Daniel Karrais (FDP/DVP) und der eingehenden Stellungnahme des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen zur gegenwärtigen Situation des Online-Glücksspiels sind interessante Sachverhalte zu entnehmen. Die für das Thema Spielautomatensteuer relevante Frage lässt uns ein wenig anders über die viel diskutierte neue Steuerquelle Einsätze auf Online Slots und deren Rückgang denken.

In dem Antrag wurde mit der 15. Frage Folgendes an die Landesregierung gerichtet: „Wie sie den Einbruch der virtuellen Automatensteuer um –38 Prozent, insbesondere bezogen auf den mit dem GlüStV 2021 verfolgten Lenkungszweck – die Spieler in den erlaubten Markt zu lenken – einschätzt.“

Und die Antwort könnte des Rätsels Lösung sein, warum seit dem Steuerjahr 2023 die Steuereinnahmen aus den legalen Online Casinos mit deutscher Lizenz in einem beispiellosen Ausmaß sinken. Hierzu der originale Auszug der Antwort zu Frage 15: „Da viele Veranstalter von virtuellen Automatenspielen und Online-Poker bereits vor dem Inkrafttreten des GlüStV 2021 bzw. dem Erhalt einer Erlaubnis am deutschen Markt aktiv waren, mussten diese Veranstalter bei ihrer steuerlichen Erfassung die fälligen Steuern nachzahlen. Dadurch waren die Steuereinnahmen zu Beginn im ersten Halbjahr 2021 und im Jahr 2022 noch höher als die erzielten Spieleinsätze im erlaubten Markt. Im Jahr 2023 hat sich das Verhältnis zwischen Steuereinnahmen und Spieleinsätzen zum großen Teil normalisiert.“

Kanalisierungsziele nur schwer zu definieren

Ausgehend von der Erklärung der baden-württembergischen Landesregierung ist das aktuelle Steueraufkommen bei den Echtgeld Online-Slots normal. Aus der Stellungnahme ist zudem zu entnehmen, dass beispielsweise im letzten Coronajahr 2022, in welchem ab Mai die ersten Online Casinos mit deutscher Lizenz an den Start gingen, eine große Anzahl Anbieter als illegal bewertet wurde, obwohl diese im Erlaubnisverfahren steckten und bereits Glücksspielsteuern auf Einsätze anwendeten.

Die steuerliche Erfassung erfolgte aber erst später und hat somit zu einer verzerrten Darstellung geführt. Offensichtlich wurde von Beginn an in einem überschaubaren Rahmen legal gespielt. Schauen wir uns den Steuervergleich der Jahre 2022/2023 an.

  • Virtuelle Automatensteuer 2022 – Bruttospielertrag 8,1 Milliarden Euro (Spielautomatensteuer: 429.698.000 Euro)
  • Virtuelle Automatensteuer 2023 –Bruttospielertrag 5 Milliarden Euro (Spielautomatensteuer: 264.398.000 Euro)

Demnach erfolgte eine Steuernachzahlung auf Spieleinsätze von rund 3 Milliarden Euro. Mutmaßlich ist dies auf den noch umsatzstärkeren Zeitraum der Übergangsphase zurückzuführen. Bleibt abzuwarten, wie es sich 2024 steuerlich beim Automatenglücksspiel entwickelt, um einen Vergleich mit dem Vorjahr vornehmen zu können.

In der Stellungnahme der Landesregierung Baden-Württemberg heißt es: „Bezogen auf das Online-Glücksspiel lag das Verhältnis zwischen legalem und illegalem Markt im Jahr 2022 bei ca. 68 Prozent zu 32 Prozent. Betrachtet man den gesamten deutschen Glücksspielmarkt im selben Jahr, lag das Verhältnis bei ca. 94 Prozent zu 6 Prozent. Für das Jahr 2022 muss berücksichtigt werden, dass viele Veranstalter von virtuellen Automatenspielen und Online-Poker noch im Antragsverfahren waren und erst unterjährig bzw. noch keine Erlaubnis erhalten haben. Deshalb wurden sie im Jahr 2022 noch zum unerlaubten Markt gezählt. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2023 liegen erst im zweiten Quartal 2024 vor. Die Erfassung des illegalen Marktes erfolgt nur deutschlandweit und nicht für einzelne Länder.“

Online-Slot-Steuer 2022 2023
Januar 45.995.000 € 32.710.000 €
Februar 55.096.000 € 25.196.000 €
März 39.592.000 € 22.221.000 €
April 41.423.000 € 24.815.000 €
Mai 38.060.000 € 21.228.000 €
Juni 6.383.000 € 22.474.000 €
Juli 32.780.000 € 16.222.000 €
August 57.765.000 € 20.548.000 €
September 32.703.000 € 18.958.000 €
Oktober 26.290.000 € 20.890.000 €
November 30.058.000 € 21.164.000 €
Dezember 22.426.000 € 18.061.000 €
Gesamtjahr 429.698.000 € 264.398.000 €

Quelle: Bundesministerium der Finanzen Monatsbericht Novmeber 2023 zu den Steuereinnahmen nach Steuerarten. Weitere Infos unter: www.bundesfinanzministerium.de

Diskussionen um Schwarzmarkt bleiben Thema

Basierend auf den Erkenntnissen zur Online Casino Steuernachzahlung aus der Stellungnahme der Landesregierung Baden-Württemberg wäre der Schwarzmarkt für Online-Glücksspiel in Deutschland verdammt klein. Es gibt jedoch Studien, die basierend auf den Seiten-Aufrufen nicht lizenzierter Online Casinos davon ausgehen, dass rund die Hälfte der Spielzeit nicht im regulierten Angebot mit GGL-Lizenz stattfindet. Nicht ohne Grund beschweren sich auch immerzu die legalen Marktteilnehmer über die schwierigen Bedingungen.

Vor allem Spieler, die mehr an Roulette, Blackjack und riskanteren Einsätzen interessiert sind, flüchten vermutlich aus dem virtuellen Deutschland. Schließlich gibt es viele Einschränkungen wie die 5-Sekunden-Regel, monatliches Limit, 1 Euro maximal Einsatz an Slots und keine progressiven Jackpot Slots. Letztere begeistern seit jeher viele Automatenspieler, da diese mit Preisgeldern in Millionenhöhe auf dieselbe Weise wie Lotto lebensverändernde Gewinne in Aussicht stellen. Der Deutsche muss dafür auf die überschaubaren Ziehungen der Lottozahlen warten.

Man könnte auch mutmaßen, dass viele deutsche Spieler von Anfang an keine Lust auf Verifizierungsprogramme hatten und lieber ohne Beschränken als nicht „gläserner Spieler“ im Ausland spielen. Dank des Internets geht das ja auch bequem von Deutschland aus.

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