Der Name Soft2Bet steht im Mittelpunkt einer Recherche über angeblich illegale Casinos von Investigate Europe! (Foto © Pixaby von Pixels)

Die Firma Soft2bet, ein iGaming-Entwickler für Glücksspielsoftware, unterhält Verbindungen nach Malta – angefangen damit, dass Wirtschaftsminister Silvio Schembri den Firmensitz offiziell eingeweiht hat, über den Gründer der internationalen Marke, der einer der Hauptredner auf der SiGMA-Konferenz in Malta war. In einer von Investigate Europe und deren Partnern, darunter Amphora Media, initiierten europaweiten Recherche zeigte sich jedoch, dass die dem Firmennetz der Soft2bet-Gründer nahestehenden Unternehmen zahlreiche Glücksspielportale, darunter auch Online Casinos für deutsche Spiele und Wettanbieter zugehörig sind, die oftmals ohne Lizenz operieren. Die meisten locken die Spieler millionenfach an, ungeachtet unzähliger Gerichtsverfahren und Strafzahlungen.

Investigate Europe Berichterstattung über Soft2Bet Online Casino Software

So überblickt der Gründer von Soft2bet, Uri Poliavich, ein Firmenreich, in dem der Gewinn von Soft2bet 2023 bei 66,8 Millionen Euro lag und eine Dividende von 57,8 Millionen Euro an ihn ausgezahlt wurde. Nach den Unterlagen des Unternehmens legte der Firmengründer sein Vermögen teilweise in den Besitz von Immobilien in Zypern, der tschechischen Hauptstadt Prag und Bulgariens Hauptstadt Sofia sowie in einen luxuriösen Fuhrpark im Wert von über 1,3 Millionen Euro an. Auf der maltesischen Glücksspielinsel verfügt Poliavichs Netzwerk über eine Gaming-Lizenz, um über die Maltix Limited, die sich über Unternehmen in Zypern im Besitz befindet, gezielt Spieler für das Glücksspiel im Internet zu gewinnen.

Wie Investigate Europe und seine Partner herausgefunden haben, geht aus Firmenunterlagen, Website-Domains und Markendaten hervor, dass Poliavich – der auf einem Branchengipfel im Jahr 2024 zum „Leader oft he Year“ ernannt wurde – beim Aufbau seiner Firmenstruktur teilweise auf eine Vielzahl von Online Casinos und Sportwettanbietern zurückgegriffen hat, die auf einer schwarzen Liste stehen. Wie viele das tatsächlich sind, das kann man vor allem mit Blick auf den deutschen Glücksspielmarkt nicht sagen, da die zuständige Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) keine Infos dazu öffentlich macht.

Anfragen der Reporter beantwortete Poliavich nicht persönlich, während Soft2bet jegliches Fehlverhalten zurückwies. „Soft2bet ist ein führender Anbieter von Software für Online-Casinos und Sportwetten und verfügt weltweit über verschiedene Lizenzen. Als vollständig lizenziertes und streng reguliertes Unternehmen nehmen wir unsere Compliance-Verpflichtungen und regulatorischen Verantwortlichkeiten äußerst ernst. Wir weisen die in Ihrer E-Mail vorgebrachten haltlosen Anschuldigungen und irreführenden Unterstellungen kategorisch zurück. Jegliche Andeutung, dass Soft2bet sich an unzulässigen Aktivitäten beteiligt, ist völlig falsch, verleumderisch und haltlos. Wir weisen den Versuch zurück, unseren Ruf durch unbegründete Anschuldigungen oder unverantwortliche Berichterstattung zu schädigen.“

Sponsor beim AC Mailand

Die Unterlagen, die Investigate Europe zugänglich sind, zeigen im Bericht eine ganz andre Seite der Medaille. Demnach stammen einige der auf der schwarzen Liste von Soft2bet befindlichen Online-Casino Marken, darunter Wazamba, unmittelbar von Soft2bet betrieben. Bei manchen handelt es sich um „schlüsselfertige Casinos“, welche vom Konzern auf Bestellung für andere Bereibergesellschaften eingerichtet wurden.

Eine weitere Erfolgsmarke ist Boomerang mit Wetten und Casino online und einer laufenden Partnerschaft mit dem AC Mailand. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Domain im letzten Quartal 2024 über 17 Millionen Seitenaufrufe zählte und davon über 7 Millionen aus Deutschland! Dabei ist dies kein Online Casino mit deutscher Lizenz. Dahinter verbergen sich als Inhaber der Marke vier russische Staatsbürger, die laut Bericht auch öffentlich zugeben, mit Boomerang oder mit anderen Anbietern von Glücksspielen verbandelt zu sein.

Nach Angaben des Unternehmens leben sie in Zypern und Berlin, wo zwei von ihnen auch eine Immobilienfirma gegründet haben. Auf Anfrage von Investigate Europe über Boomerang äußerten sie sich nicht. Es gab auch keine Antwort vom AC Mailand, meldet das News Portal.

Illegale Online Casinos Deutschland: Steckt ein Berliner IT-Unternehmer von SoftSwiss dahinter?

(Bild © XU CHEN auf Pexels)
Einem Bericht des BR zufolge steht möglicherweise ebenfalls ein in Berlin ansässiger Unternehmer an der Spitze einiger illegaler Online Casinos. Die von ihm gegründete Softwarefirma SoftSwiss erscheint zunächst als ganz normales IT-Unternehmen, welches Online Casino Software anbietet.

Deutscher Spieler klagt

Ein deutscher Spieler erzählt Investigate Europe seine Geschichte. Spielaffine und inmitten einer Scheidung flüchtete er in die Welt des Online-Glücksspiels. Zur Finanzierung seiner Glücksspielsucht musste er, nachdem kein Geld mehr da war, neun verschiedene Kredite abschließen und seine Altersvorsorge auflösen. Schließlich verlor er 245 000 Euro bei Wazamba. Allerdings gab ihm der Anbieter statt der Warnung vor einer möglichen Sucht einen „VIP-Rang“, ein besonderes Programm für Casino Bestandskunden, in dessen Rahmen Spieler, die sehr viel Geld einzahlen, einen persönlichen Manager erhalten.

Investigate Europe zitiert den verlustreichen Spieler: „Ich habe jede freie Minute an meinem Handy verbracht“, erinnert sich der Mittfünfziger. „Ich habe auf dem Weg in den Park gespielt, mit meinem kleinen Mädchen auf dem Arm. So krank war das.“ Zu Wazamba merkt er an: „Ich konnte spielen und sie dann anrufen, um etwas Geld zurückzubekommen, um weiterzuspielen. Sie geben einem immer sofort Kredit“, erzählt er. „Die Leute, die diese Casinos betreiben, die haben mein Leben gestohlen.“

Nachforschungen von Investigate Europe haben ergeben, dass die Betreiberfirma Wazamba Bestandteil eines gewaltigen Glücksspielnetzwerks ist, das auf den Schwarzen Listen vieler nationaler Aufsichtsbehörden in Europa steht. Sie sind mit Soft2bet vernetzt, einem vielfach ausgezeichneten Glückspielunternehmen mit Sitz in Malta und Zypern. Gegenüber Investigate Europe wies die Firma jedwede Vorwürfe zurück.

In der Erklärung heißt es unter anderem: „Unsere Geschäftstätigkeit erfolgt unter vollständiger Einhaltung aller geltenden Gesetze, Vorschriften und Lizenzbedingungen in allen Gerichtsbarkeiten, in denen wir zum Betrieb zugelassen sind.“

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