Profifußball sieht sich Kritik wegen Sportwetten-Werbung ausgesetzt

Der Suchbeauftragte des Bundes, Burkhard Blienert, kritisiert Werbung für Sportwetten bei Bundesligavereinen! (Bildquelle: jeshoots.com auf Pexels)

Die Werbung für Sportwetten im deutschen Profifußball steht aktuell im Fokus der öffentlichen Diskussion. Burkhard Blienert, der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, hat sich kritisch zu dieser Praxis geäußert und fordert eine deutliche Reduzierung solcher Werbemaßnahmen. Laut Blienert stellen Wetten oftmals den ersten Schritt in den Bereich des Glücksspiels und damit potenziell zur Spielsucht dar. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass sich die Zahl der Spielsüchtigen in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 400.000 auf 1,4 Millionen erhöht hat. Zudem zeigen weitere drei Millionen Menschen ein riskantes Spielverhalten. Blienert betont, dass die Verbindung von Sport und den Folgen der Sucht nicht zusammenpasst. Er sieht insbesondere die Fußballklubs in der Verantwortung, ihre Werbepartner kritisch zu prüfen und fordert, dass Werbung für Sportwetten künftig erst nach 23 Uhr ausgestrahlt werden sollte.

Reaktion der Politik auf neue Sportwetten-Partnerschaften?

Die jüngsten Partnerschaften im deutschen Profifußball haben das Thema Sportwettenwerbung erneut ins Rampenlicht gerückt. Der VfB Stuttgart hat erst kürzlich Jokerstar, einen Anbieter von virtuellen Automatenspielen, als neuen Club-Partner vorgestellt. Jokerstar, das zur Kling Gruppe gehört, wird in den kommenden zwei Jahren auf der LED-Bande und den statischen Hintertor-Banden in der Arena des VfB werben. Jürgen Kling von Jokerstar betonte die Synergie zwischen den beiden Partnern und deren gemeinsamen Werten, nämlich Fairplay und Spielspaß.

Parallel dazu hat Hertha BSC Berlin eine Partnerschaft mit CrazyBuzzer, einer Online-Marke für Sportwetten und Automatenspiele der Merkur Gauselmann Gruppe, bekannt gegeben. CrazyBuzzer wird auf den Trikots des Hauptstadtclubs prominent vertreten sein. Thomas E. Herrich, Geschäftsführer bei Hertha BSC Berlin, sieht in dieser Kooperation einen wichtigen Schritt für den Verein und betont die zukunftsorientierte Ausrichtung von CrazyBuzzer. Dabei blickt die Alte Dame auf eine lange Historie an Wettpartner zurück. Einer der namhaftesten war hierbei die Marke Betway, die sowohl Online-Wetten als auch Spielautomaten anbietet.

Doch diese Entwicklungen sind nicht neu. Sie sind lediglich die Fortsetzung eines langjährigen Trends, bei dem Buchmacher und Fußballvereine in Deutschland eng miteinander verbunden sind. Fast jeder Bundesligaclub hat mittlerweile einen Wettanbieter als Partner. Beispielsweise sponsert Bwin sowohl den 1. FC Köln als auch Union Berlin. Betway ist bei mehreren Clubs, darunter Hertha und Eintracht Frankfurt, aktiv. Und selbst renommierte Clubs wie der FC Bayern München und Borussia Dortmund haben Partnerschaften mit großen Buchmachern wie Tipico bzw. Bwin.

Die Verbindung zwischen Sportwetten und Fußball in Deutschland ist tief verwurzelt. Fast 90 Prozent der in Deutschland platzierten Wetten betreffen Fußballspiele. In den letzten fünf Jahren hat sich der Umsatz der Branche verdoppelt, was die finanzielle Stärke der Sportwettenanbieter unterstreicht.

Kritik an deutschen Fußball-Proficlubs aber auch an der Erhebung der Zahlen

Die Omnipräsenz von Glücksspielwerbung im Fußball hat in jüngster Zeit zu kontroversen Diskussionen geführt. Kritiker argumentieren, dass solche Werbemaßnahmen den Einstieg in ein Glücksspielverhalten erleichtern und den Ausstieg für diejenigen, die bereits ein problematisches Verhalten aufweisen, erschweren. Suchtforscher betonen, dass die ständige Präsenz solcher Werbung in Fußballstadien und im Fernsehen problematisches Glücksspielverhalten verstärken kann. Sie fordern ein stärkeres Problembewusstsein in der Gesellschaft und sehen Glücksspielwerbung als Hindernis für präventive Maßnahmen.

Auch kann argumentiert werden, dass die Glücksspielanbieter durch das Sponsoring eine Möglichkeit sehen, die strengen Werbeeinschränkungen für Glücksspiel zu umgehen. Fußballspiele laufen bereits deutlich vor 23 Uhr, dem Zeitpunkt ab dem Glücksspielwerbung im Fernsehen laut Glücksspielstaatsvertrag erlaubt ist. Doch während die Kritik an den Fußballclubs wächst, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Daten, die als Grundlage für diese Diskussionen dienen. Gerade was den starken Anstieg der Spielsüchtigen in Deutschland betrifft.

Ein Anstieg der Einträge in die nationale Spielersperrdatei OASIS wurde von einigen Medien und Politikern als Indikator für eine Zunahme problematischen Spielverhaltens interpretiert. Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) stellt jedoch klar, dass dieser Anstieg nicht notwendigerweise auf eine Zunahme der Spielsucht hinweist. Vielmehr spiegelt er die gestiegene Anzahl von Glücksspielveranstaltern wider, die nun an OASIS angeschlossen sind. DSWV-Präsident Mathias Dahms betont, dass die steigenden Zahlen in OASIS nicht die Anzahl der Spielsüchtigen, sondern die Anzahl der geschützten Spieler widerspiegeln.

Glücksspielbehörde GGL plant Studie zur Glücksspielwerbung

Wie sich Glücksspielwerbung sowie auch Marketing für Wettanbieter auf den Spieler auswirkt, will die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) über eine neu ausgeschriebene Glücksspielstudie herausfinden.

Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat zwar strengere Auflagen für Glücksspielwerbung festgelegt, doch die Diskussion über deren Auswirkungen und die Rolle der Fußballclubs in diesem Kontext ist noch lange nicht beendet. Es ist unbestreitbar, dass der Fußball eine wichtige Plattform für Glücksspielanbieter darstellt. Doch es ist auch wichtig, die zugrunde liegenden Daten korrekt zu interpretieren und sicherzustellen, dass die Diskussion auf fundierten Informationen basiert und nicht auf Missverständnissen oder Fehlinterpretationen.

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Du findest diesen Beitrag hilfreich?

Teile ihn mit deinen Freunden!