Höhere monatliche Limits: Ausschöpfung des Regelwerks Glücksspielstaatsvertrag kritisiert

Höhere monatliche Limits in Online Casinos Deutschland – Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim macht Thema auf! (Bildquelle: Universität Hohenheim)

Die Möglichkeiten des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) 2021 lassen eine Erhöhung der monatlichen Limits zu. Das maßgebliche Regelwerk vollends auszuschöpfen, um die Kanalisierung legaler Online-Casinos in Deutschland voranzutreiben, erscheint eine sinnvolle Maßnahme zu sein. Allerdings erntet die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) auch diesbezüglich wieder viel Kritik. Jedoch richtet sich die Tätigkeit der Glücksspielaufsichtsbehörde nach dem geltenden Staatsvertrag zur Regulierung des Glücksspielwesens. Dieser ermöglicht unter bestimmten Voraussetzungen höhere monatliche Limits in Online Casinos mit deutscher Lizenz. Grund für die Kritik ist das bevorstehende Glücksspiel-Symposium der seit 2004 zuständigen Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim, wo es am 12. und 13. März 2024 um aktuelle Branchenthemen in großer Runde gehen wird.

Begünstigen höhere monatliche Limits Glücksspielstörungen?

Die Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim wird zur Fachdiskussion im März 2024 auch das aktuell vorgestellte Glücksspiel-Survey 2023 und dessen Zahlen mit einfließen lassen. Jugend- und Spielerschutz sowie Suchtprävention und Schwarzmarkt stehen ebenfalls auf der Tagesordnung. Nach wie vor gibt es viele glücksspielsüchtige Bürger in Deutschland zum einen – und zum anderen immer wieder auch Beschwerden von GGL zugelassenen Online-Casino-Anbietern von Automatenspielen, denen illegale Glückspielangebote zunehmend zum Nachteil werden. Die Glücksspielindustrie ist nach wie vor von einer hohen Dynamik geprägt.

Im Zusammenhang mit der am Vormittag des 6. März in Berlin erfolgten offiziellen Freigabe des aktuellen Glücksspiel-Surveys durch das gemeinnützige Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung in Hamburg lädt die Forschungsstelle Glücksspiel um zum jährlichen Symposium an der Universität Hohenheim in Stuttgart ein. Ein brisantes Thema: Derzeit wird die monatliche Einzahlungsgrenze von 1.000 Euro für legale Online Casinos Deutschland von der Glücksspielaufsicht gelockert. Mutmaßlich geschieht dies auf Drängen der Branche, die sich über die wachsende Präsenz illegaler Anbieter im Internet kritisch äußert. Dadurch könnte sich das Problem der Glücksspielsucht verschärfen, das geht aus einer Aussage von Dr. Steffen Otterbach in einer Pressenachricht der Universität Hohenheim im Vorfeld des Glücksspiel-Symposiums hervor.

Kanalisierung und Spielsucht

Glücksspielsucht ist weit verbreitet – nach den neuesten Erhebungen zum Glücksspielverhalten in Deutschland beträgt der Anteil der Betroffenen zwischen 18 und 70 Jahren ungefähr 2,4 Prozent. Deshalb braucht es auch in Zukunft eine qualitativ anspruchsvolle Forschung zum Glücksspiel. Daher auch die Kritik an der Lockerung der Obergrenzen für anbieterübergreifende Einzahlungen pro Monat. Das 1000-Euro-Limit zu verschieben könnte Glücksspielprobleme vergrößern. Aber: Wir dürfen bei all der Panikmache auch nicht außer Acht lassen, dass illegale Angebote praktisch ohne Limits arbeiten. Da wird sogar noch mit höheren Boni und noch mehr Casino Freispielen gelockt, wenn der Einzahlungsbetrag möglichst hoch angesetzt wird.

Verlieren kann der Spieler alles und aufgrund teilweise sehr hohen Einsatzmöglichkeiten auch in kurzer Zeit. 10000 Euro Online Casinos Deutschland müssen hingegen bei einem Verlust von 20 Prozent des monatlichen Limits eine temporäre Spielsperre gewährleisten. Was noch wichtiger erscheint, ist, dass die „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ zu verifizieren ist, bevor höhere monatliche Limits gesetzt werden können. Eine Bonitätsprüfung verlangt nach entsprechend hohen monatlichen Einkünften, wodurch sogar bis zu 30000 Euro Einzahlungen möglich sind. Die Mehrheit betrifft das ohnehin nicht, die würde schon in eine lebensveränderliche Lage geraten, wenn monatliche Limits von 1000 Euro verzockt werden.

Aus diesem Grund ist die Glücksspielforschung von immenser Bedeutung. Daher ist auch der neue Ansatz mit DSM-5 psychischen Störungen in Studiengängen zu erfassen. Das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) in Hamburg hat unter dieser Maßgabe den Glücksspiel-Survey 2023 erstmals erstellt, nachdem zuvor der staatliche Träger Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung noch den Glücksspiel-Survey 2021 angefertigt hat. An dieser Stelle eine Empfehlung zur Thematik „Warum Forscher über die Deutungshoheit der Zahlen zur Glücksspielsucht streiten“, denn die Meinungen gehen seit Monaten recht weit auseinander, insbesondere was die Studien und deren Ergebnisse rund um den Glücksspielmarkt in Deutschland betrifft.

Glücksspielforschung: Glaubwürdigkeit von Studien angezweifelt!

Ein paar Argumente zum Thema monatliche Limits von Dr. Steffen Otterbach, dem Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Universität Hohenheim: „Wie groß der Schwarzmarkt tatsächlich ist, kann man jedoch nur schwer beurteilen. Studien kommen hier zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Um dem illegalen Spiel entgegenzuwirken, soll ausgerechnet die Aufweichung des anbieterübergreifenden Einzahlungslimits von 1.000 Euro dafür sorgen, den legalen Markt attraktiver zu machen. Das könnte das Problem künftig verschärfen. Für die meisten Menschen dürfte bereits das Limit von 1.000 Euro monatlich zu wirtschaftlichen Problemen führen.“

Aus unterschiedlichen Richtungen gibt es für den Glücksspiel-Survey 2023 und dessen Vergabe Kritik. Ungeachtet dessen, hierzu ein Zitat von Sven Buth (ISD Hamburg) – ein aktueller Studienautor gegenüber der F.A.Z.: „Stabil bedeutet aber auch, dass wir noch immer eine Problemprävalenz von über zwei Prozent haben.“ Und das sagt Dr. Steffen Otterbach zur Kritik am neuen Glücksspiel-Survey 2023: „Der Glücksspiel-Survey stellt für uns eine wichtige Grundlage in Bezug auf das Ausmaß von Glücksspielproblemen in Deutschland dar. Die Kritik, die der Survey in der jüngeren Vergangenheit erfahren hat, ist für uns als Forschende in diesem Ausmaß nicht nachvollziehbar. Hier wird ein Maßstab angelegt, der für wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fachpublikationen gilt, bei Studien dieser Art aber nicht üblich ist. Eine Längsschnittstudie, also eine wiederholte Befragung derselben Personen – wie im Gegengutachten gefordert – ist beispielsweise absolut wünschenswert. Machbar ist dies jedoch erst mit einer entsprechenden Ressourcenausstattung. Bei dem neu eingesetzten Messinstrument, dem sogenannten DSM-5, handelt es sich um ein international anerkanntes Instrument zur Diagnose von psychischen Störungen – einschließlich problematischem Glücksspiel. Das ermöglicht eine bessere internationale Vergleichbarkeit, führt jedoch zu anderen Ergebnissen. Ein direkter Vergleich der Zahlen von 2021 mit 2019 ist daher nicht zweckmäßig. Erst der Vergleich mit den aktuellen Ergebnissen zu 2023 macht Sinn.“

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