Schlusslicht Deutschland: Politik hat beim Online-Glücksspiel versagt!

Bankrotterklärung für Online-Glücksspiel Deutschland: Experten von H2 Gambling Capital sehen niedrigste Kanalisierungsrate Europas! (Bild © geralt auf Pixapay)

„Heute reguliere ich, Morgen kritisiere ich, Übermorgen hol ich die Evaluierungskeule raus; Ach, wie gut ist, dass niemand weiß, dass ich Deutschland heiß!“ Deutschland fällt aus dem Rahmen, vor allem gegenüber den übrigen Glücksspielmärkten in Europa. Das gilt in erster Linie für Online Casinos mit deutscher Lizenz, die eine unterirdische Kanalisierungsrate aufzuweisen haben. Warum das so ist? Die Glücksspielpolitik hat versagt! Der überregulierte Markt mit einer praktisch handlungsunfähigen Aufsichtsbehörde, die sich nahezu jedes Vollzugsmittel gegen den Schwarzmarkt gerichtlich einklagen muss und dabei nicht selten kein Recht zugesprochen bekommt – ist nur ein Grund des großen Übels.

Deutschland liegt beim legalen Online-Glücksspiel weit unter dem EU-Durchschnitt

In Deutschland stellt sich die Situation als Sonderfall dar, speziell im Hinblick auf die übrigen Länder Europas. Eine wichtige Erklärung für diese Behauptung liefert das Segment der stationären Casinospiele. Diese beziffert die weltweit marktführende Quelle für Informationen zur weltweiten Glücksspielbranche – H2 Gambling Capital. Deren Auswertung nach liegt der Bruttoumsatz pro Einwohner in Deutschland bei rund 93 Euro, was das terrestrische Glücksspiel in all seinen Facetten betrifft. Das entspricht dem Niveau der Nachbarländer, wie beispielsweise den Niederlanden mit 95 Euro.

Nach Ansicht der Fachleute für Datenanalyse bezogen auf den Glücksspielmarkt müsste somit davon ausgegangen werden, dass sich auch die Ausgaben der Deutschen für Online Casinos ungefähr in dieser Größenordnung bewegen. Werden dagegen die Bruttospielerträge der Online-Wetten der lizenzierten Online Casinos Deutschland betrachtet, so bewegen sich die Umsätze pro Spieler um die 23 Euro. Bleiben wir beim Beispiel den Niederlanden: Im Ländervergleich liegt der Umsatz mit 95 Euro deutlich über den deutschen Nachbarn. Dabei haben beide Länder etwa gleich das Online-Glücksspiel neu reguliert.

Deutsche geben verglichen mit ähnlichen EU-Märkten über 76 Prozent weniger im legalen Online-Gaming-Markt aus, wenn man die Ergebnisse von H2 Gambling zugrunde legt.

GGL und H2 Gambling Capital liegen meilenweit auseinander

Der Umfang auf dem Schwarzmarkt lässt sich natürlich schlecht einschätzen, die Zahlen schwanken zum Teil erheblich. Den Markt für Glücksspiele verfolgt das Unternehmen H2 Gambling Capital ausgesprochen sorgfältig. Dabei haben Online-Spielotheken in Deutschland das Potenzial europaweit zu dominieren. Die Realität sieht aber anders aus. Laut Unternehmensangaben handelt es sich um den Weltmarktführer bei Marktdaten zum Glücksspiel. ln der Analyse erfasst man dabei mehr als 150 Märkte. Innerhalb der Marktanalyse trennt der Datenspezialist den staatlich kontrollierten „Onshore“ Glücksspielmarkt vom nicht-regulierten „Offshore“ Glücksspielmarkt, bestehend aus Anbietern ohne Lizenz.

Deutsche Online Casino, Wettanbieter und Co sind den Schwarzmarktanbieter unterlegen. Die Bruttospielerträge der legalen deutschen Glücksspiele ohne Lotterien werden von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) im Jahr 2023 auf 1,6 Milliarden Euro geschätzt. Den Angaben der Glücksspielaufsicht zufolge belaufen sich dabei die Umsätze aus dem Schwarzmarkt auf 300 Millionen Euro, woraus sich eine Kanalisierungsquote von 84 Prozent ergibt.

Zu anderen Schlüssen kommt H2: Der ermittelte Gewinn im legalen Markt liegt mit 1,7 Milliarden Euro sogar etwas über diesem Wert, dafür veranschlagt H2 den Anteil des Schwarzmarktes mit 1,1 Milliarden Euro signifikant darüber. So weise Deutschland mit 61 Prozent „die geringste Kanalisierungsrate aller kommerziell regulierten europäischen Märkte auf“, erklärt Josh Hudgson, Chief Operation Officer bei H2. Ein Blick auf die Einnahmen aus der Steuerquelle Spielautomatensteuer verdeutlicht den Verfall des legalen Marktes.

Online-Slot-Steuer 2023 2024
Januar 32.710.000 € 20.566.000 €
Februar 25.196.000 € 18.619.000 €
März 22.221.000 € 18.094.000 €
April 24.815.000 € 20.576.000 €
Mai 21.228.000 € 15.493.000 €
Juni 22.474.000 € 16.645.000 €
Juli 16.222.000 € 17.911.000 €
August 20.548.000 € 16.286.000 €
September 18.958.000 € 17.677.000 €
Oktober 20.890.000 € 16.715.000 €
November 21.164.000 € 18.042.000 €
Dezember 18.061.000 € 16.867.000 €
Gesamtjahr 264.398.000 € 213.489.000 €

Quelle: Bundesministerium der Finanzen Monatsbericht Dezember 2024 zu den Steuereinnahmen nach Steuerarten. Weitere Infos unter: www.bundesfinanzministerium.de

Illegales Glücksspiel bleibt weiterhin ein Thema

Differenzierte Entwicklungen stellt H2 Gambling Capital hinsichtlich einzelner Marktsegmente heraus. Hierbei gilt es insbesondere die Online-Sportwetten und virtuelles Automatenspiel voneinander zu unterscheiden. Das Volumen des legalen Marktes liegt bei den Sportwetten mit 393 Millionen Euro im Jahr 2023 über den erfassten illegalen Aktivitäten, die mit rund 249 Millionen Euro auf dem Schwarzmarkt angegeben werden.

Entscheidend ist jedoch: Der legale Markt sollte unter den aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen nach Erwartungen von H2 Gambling Capital unverändert bleiben, wohingegen der Schwarzmarkt für Sportwetten weiter wachsen wird. Tatsächlich haben H2-Experten einen Anstieg der Schwarzmarktquote innerhalb des Online-Wettbereichs über 38 Prozent im Jahr 2023 verzeichnet und prognostizieren auf dann 46 Prozent einen weiteren Anstieg im Jahr 2029.

Virtuelles Automatenspiel am Tiefpunkt

Geradezu dramatisch ist der aktuelle Stand für den regulierten Bereich Online Casino Deutschland legal und dennoch auf Tiefflug. In diesem Sektor machen die Schwarzmarktanbieter mit 891 Millionen Euro schon heute wesentlich mehr Umsatz als zugelassene Online Casinos Deutschland. Mit 545 Millionen Euro könnte das legale Online-Glücksspiel am digitalen Spielautomaten seine Talsohle erreicht haben. Damit beträgt der Anteil der illegalen Marktteilnehmer schon jetzt 62 Prozent! Unter der gegenwärtigen Gesetzeslage, so die Einschätzung der Experten von H2 Gambling Capital, wird diese Entwicklung weiter zunehmen.

Die Folge: Eine Stagnation des legalen Slot-Marktes und ein schneller Anstieg des Schwarzmarktes. Den Anteil der nicht lizenzierten Online Casinos im Bereich des virtuellen Automatenspiels schätzt H2 Gambling Capital für das Jahr 2029 auf nahezu 80 Prozent. Eine wichtige Ursache für die negative Gesamtentwicklung seien die weitreichenden Beschränkungen für deutsche Spieler in Deutschland, erklären die Experten. Insbesondere aufgrund der fixen Spieleinsätze bis maximal 1 Euro würden von legalen Online Casinos deutsche Spieler in den Schwarzmarkt abwandern. Zudem verhindere ein relativ hohes Steuerniveau auf Einsätze, dass ein wettbewerbsfähiges legalisiertes Angebot zur Verfügung steht.

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