Unstatistik zum Glücksspielatlas Deutschland 2023

Glücksspielatlas Deutschland 2023: Unstatistik vom Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung! (Bild © rwi-essen.de)

Die Veröffentlichung der „Unstatistik des Monats“ erfolgte erstmals im Jahr 2012 durch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Die neueste „Unstatistik“ für Oktober 2024 greift die mediale Debatte um den viel diskutierten „Glücksspielatlas Deutschland 2023“ auf. Im Fokus steht hierbei vor allem die Befragungsmethodik der Glücksspielstudie. Schließlich wurde die Glaubhaftigkeit oft bemängelt, insbesondere was die Zahlen zu Spielsüchtigen und gefährdeten Personengruppen betrifft. Basis für den Glücksspielatlas ist eine Studie der Uni Bremen, in deren Rahmen rund 12.000 Personen über ihr Spielverhalten Auskunft geben. Diese Befragung, der sogenannte „Glücksspiel-Survey“, erfolgt alle zwei Jahre.

Forschungsinstitut „Unstatistik“ kritisiert mangelnde Kritikfähigkeit der Medien

Der Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) geht in die Offensive und kritisiert den Glücksspielatlas Deutschland 2023. In dem aktuellen Bericht kritisieren die Autoren Dr. Katharina Schüller und Prof. Dr. Gerd Antes sowohl die Methodik der Studie sowie der teilweisen kritiklosen journalistischen Aufarbeitung der Studienergebnisse. Damit musste der Glücksspielatlas bereits vielfältige Kritik einstecken.

Herausgeber des Glücksspielatlas sind das in Hamburg sitzende Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und die an der Universität Bremen angesiedelte Arbeitsstelle Glücksspielforschung. Anspruch des Berichts ist es, eine „kompakte und anschauliche Darstellung aller relevanten Aspekte des Querschnittsthemas Glücksspiel“ zu bieten.

Kritik am Glücksspielatlas Deutschland 2023 hält an

Der Glücksspielatlas soll die praxisnahen Themen des Glücksspiels auf den Punkt bringen. Zu diesem Zweck fassen die wissenschaftlichen Mitarbeiter Informationen aus mehreren Studien rund um das Glücksspiel von Online Casino Deutschland bis zum Automaten in der Gaststätte zusammen. Nach Ansicht der Verfasser der „Unstatistik“ vom Leibniz Institut sei die methodenbedingte Ergebnisabhängigkeit der Erhebungen weitgehend unberücksichtigt geblieben. Darüber hinaus hat im Jahr 2019 der Vertragspartner der Studie gewechselt.

Seit diesem Zeitpunkt wird die Studie auch mit einer neuen Befragungsmethodik erstellt. Durch den Wechsel von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hin zur Bremer Suchtforschung (führt auch GGL Studien durch) vergrößert sich die veranschlagte Zahl der Personen mit glücksspielbezogenen Problemen sprunghaft. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler der Politik, nicht nur auf suchtwissenschaftliche, sondern auch auf statistische Expertise zu achten.

12 000 Personen im Hinblick auf ihr Glücksspielverhalten zu befragen ist für das Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung nicht ausreichend. Unter den Telefonbefragten finden sich im Glücksspiel-Survey nach den Kriterien des diagnostischen Instrumentariums DSM-V durchschnittlich 0,4 Prozent mit einer leichten, mittleren oder schweren glücksspielbezogenen Störung. Demgegenüber sind es insgesamt 6,2 Prozent der online Befragten. Kritisch sehen die Macher auch das unzureichende Verständnis für die Herausforderungen bei der Gewinnung von verlässlichen validen Daten in der Politik und in den Medien.

Glücksspielatlas Liste mit Fehlern, Mängeln und Fragwürdigkeiten

(Bild © www.vdai.de)
Die Deutsche Automatenindustrie hat zum „Glücksspielatlas Deutschland 2023“ eine ganze Liste mit Fehlern, Mängeln und Fragwürdigkeiten veröffentlicht.

Statistische Expertise und Suchtforschung

Die Tatsache, dass Untersuchungen auf der Grundlage großer Stichproben durchgeführt werden, bedeutet nicht, dass die Resultate korrekt sind, berichtet das Institut. Sobald solche Forschungsergebnisse jedoch das wissenschaftliche Umfeld hinter sich lassen und zur Entscheidungsfindung in politischen Gremien eingesetzt werden, muss eine eingehende Überprüfung ihrer Qualität erfolgen, was häufig nicht gewährleistet ist.

Diese Überprüfung verlangt vertiefte Kompetenzen im Bereich der sogenannten Survey-Statistik, welche im Allgemeinen lediglich bei den einschlägigen Fachleuten zu finden sind. Daher sollte die Politik, sobald sie entsprechende Forschungsarbeiten vergibt oder als Basis für evidenzbasierte Entscheidungen heranzieht, sicherstellen, dass nicht nur die fachliche Expertise – in diesem Fall aus dem Feld der Suchtforschung -, sondern auch die Expertise auf dem Gebiet der Statistik gewährleistet ist.

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