Casino-Branche

In Europa ist die Casino-Branche nahezu stillgelegt und verbucht seit einem Jahr rund 50 % Umsatzrückgang, während in Übersee die Las Vegas Casino rekordverdächtige Einnahmen verbuchen! (Bild von zzim780 auf Pixabay)

Während in Europa die Casino-Branche seit mehr als einem Jahr leider und Impfkampagnen teilweise nur schleppend vorangehen, verzeichnet die Glücksspielmetropole Las Vegas mehr als drei Millionen Besucher in den Monaten März und April. Die Impf-Rallye von US-Präsident Joe Biden hat nach 100 Tagen im Amt sichtbare Erfolge vorzuweisen, was den Casinos am legendären Las Vegas Strip Rekordmargen beschert nach den verlustreichen Monaten 2020. In Europa wirkt es hingegen planlos, Konzerne wie Novomatic oder der deutsche Branchenriese Merkur Gauselmann können nur ins Blaue raten, was vor Ort entschieden wird. Privat geführte Spielotheken gehen zunehmend in die Insolvenz und laut europaweiten Dachverband European Casino Association (ECA) ist damit zu rechnen, dass rund 20.000 Europäer ihre Anstellungen innerhalb der Casino-Branche bereits verloren haben oder eine Entlassung bevorsteht.

Europäische Casino-Branche verliert die Hälfte des Umsatzes

Ungeachtet der Bewertung des Interessenverbands der konzessionierten terrestrischen Casino-Industrie in ganz Europa sollte klar sein, dass die letzten Monate zu erheblichen Verlusten geführt haben. Das gilt freilich branchenübergreifend, ob Tourismus, Gastronomie oder Entertainment, kaum ein Unternehmen kann ein Häkchen bei der Planerfüllung setzen. Die European Casino Association hat es nun noch einmal zusammenfassend für den Sektor auf den Punkt gebracht und erklärt, wie hart die europäische Casino-Branche von der Pandemie hart getroffen wurde. Als Interessenvertreter der Industrie liegen der ECA viele Daten vor, die nun Ende April 2021 gebündelt in Statistiken veröffentlicht wurden.

In der Breite lässt sich aus der Umfrage unter den Mitgliedern herauslesen, dass es ein überaus verheerendes Jahr für die stationäre Glücksspielindustrie war und auch die aktuelle Situation nicht befriedigend ist. Die Fakten sind aus unternehmerischer Sicht desaströs: Durchschnittlich 136 Tage war die europäische Casino-Branche im Jahr 2020 nahezu komplett stillgelegt und die meisten Betreiber mussten für das erste Quartal 2021 ebenfalls den Betrieb einstellen. Auch Ende April 2021 sind noch immer gut 70 Prozent der Casinos geschlossen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, darunter das Fürstentum Monaco, Luxemburg und Spanien, wo mit Einschränkungen einzelne Spielstätten zugänglich sind.

Im vergangenen Jahr verlor die Casino-Branche durchschnittlich über 37 Prozent der normalen Öffnungstage gegenüber dem regulären Betrieb. In der Folge sind die Einnahmen vielerorts um über 50 Prozent gesunken. Darunter leiden auch die Merkur Casinos, gleichwohl diese im Internet mittlerweile gut laufen, können diese das wegbrechende stationäre Geschäft nicht kompensieren. Das führte erstmals dazu, dass die Gauselmann Gruppe in über 60 Jahren Verluste hinnehmen musste.

Stark rückläufige Beschäftigungszahl

Die ECA Mitglieder Deutscher Spielbankenverband e.V. sowie auch der Bundesverband deutscher Spielbanken e.V. haben schon seit Monaten über die bröckelnde Branche informiert. In der Folge wurde auch immer wieder auf die bevorstehenden Veränderungen hingewiesen, die durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag kommen. Mindestabstandsregeln werden automatisch zu Schließungen in den Bundesländern führen, was zusätzlich Arbeitsplätze kosten dürfte.

Die Casino-Branche steht nach Recherchen der ECA in Europa immer noch ohne jedwede Planungssicherheit da. Die Mehrheit der Industrievertreter hat keinen klaren Zeitplan für die offizielle Wiedereröffnung im Jahr 2021. In diesem Kontext geht der europäische Verband von einer erheblichen Reduzierung der Beschäftigungszahl aus. Konkret lauten die Prognosen, dass von den bisher rund 70.000 Angestellten, die zum rund 900 Spielstätten umfassenden Verband gehören, bei einer Wiedereröffnung wahrscheinlich nur noch rund 50.000 Mitarbeiter in den Casinos angestellt sein werden.

ECA-Vorsitzender Per Jaldung erklärte hierzu: „Dies ist der tiefste Tiefpunkt, den die europäische landbasierte Casino-Branche je erlebt hat. Die finanziellen Auswirkungen der Pandemie auf den terrestrischen Casinos-Sektor waren extrem und diese Zahlen zeigen die wirtschaftliche Realität ausgelöst durch Covid-19 auf dem stationären europäischen Casino-Markt.“

Hygienekonzepte lassen das Miteinander vermissen

Einige Casinos haben seit Monaten dauerhaft geschlossen und dementsprechend haben viele Angestellte ihren Job verloren. Wie die ECA prognostiziert, wird die Casino-Branche in absehbarer Zeit zum normalen Geschäft zurückkehren kann, allerdings ist dieser Schritt in der Tat noch sehr weit entfernt. Die Hürden sind regional unterschiedlich und nicht immer kundenfreundlich ausgelegt. Abgesehen von stark eingeschränkten Öffnungszeiten und limitierten Zugangsmöglichkeiten ist die soziale Distanz ein echtes Problem.

Die Geselligkeit in Spielbanken wird gerade von vielen geschätzt und das ist natürlich am Pokertisch aktuell nicht umsetzbar und auch das Flair der Spielautomaten ist mit Trennwänden aus Plexiglas wenig einladend. Dazu kommen Masken und Corona-Tests beim Einlass, das ist im Ganzen nicht das Erlebnis, was sich ein unterhaltungssuchender Spielgast wünscht. Zu den unterschiedlichen Beschränkungen und Auflagen in der EU kommen noch die regionalen Unterschiede innerhalb der Landesgrenzen hinzu. Diese Beschränkungen sind die nächste große Herausforderung für einen Sektor, den die Pandemie am stärksten getroffen hat.

Der Generalsekretär der ECA, Hermann Pamminger äußerte sich hierzu: „Die Spielgäste wollen wieder Casinos besuchen. Mit der Aufhebung und Verschärfung zahlreicher Sperren im Jahr 2020 hat der terrestrische Sektor bewiesen, dass er in der Lage ist, sicher und verantwortungsvoll ins Geschäft zurückzukehren.“

Casino-Branche

Hygienekonzepte der britischen Firma TCS John Huxley für Spielbanken (Bildquelle: tcsjohnhuxley.com)

Für Merkur Spielotheken und Spielbanken haben sich die Espelkamper eine Werbekampagne ausgedacht mit dem Slogan „Kurz testen. Dann Spielen!“. Der erneute Lockdown hat das kostenlose Corona-Testangebot jedoch schnell wieder zum Erliegen gebracht.

Weitreichende Folgen durch die Casino-Branche

Wie schon im März von der Gauselmann Gruppe gegenüber dem britischen Maßnahmeplan angeprangert wurde, haben die Betreiber von Spielstätten schnelle und praktische Maßnahmen zur sozialen Distanzierung ermöglicht. Die Casino-Branche hat umfassende Hygienemaßnahmen umgesetzt, die weit über die lokalen Anforderungen hinausgehen und sicherstellen, dass sich die Gäste wohl und sicher fühlen. Dennoch wurden diese gegenüber den Wettbüros benachteiligt und dürfen wahrscheinlich erst Ende Mai wieder öffnen in Großbritannien.

Letztlich ist die Casino-Branche ein Rädchen in einem Wirtschaftskreislauf, der weit mehr Arbeitsplätze umfasst. Der Dienstleistungssektor und allen voran die Tourismusbranche, sind ebenso stark betroffen von der Situation. Einige Firmen der Tourismusindustrie wie zum Beispiel Hotels, die an Casinos gebunden, leiden genauso unter den fehlenden Gästen. Unter dem Strich schätzt der Verband ECA, dass von den Corona-Restriktionen gegenüber der Glücksspielindustrie gut 130.000 Arbeitsplätze betroffen sind. Dementsprechend fiebert die Casino-Branche und eben auch Restaurants und begleitende Entertainment-Einrichtungen der Wiedereröffnung entgegen.

Anhaltender Winterschlaf für Europäer und in Las Vegas Casinos klingeln die Kassen

Im Herzen des weltweiten Glücksspiels kehrt die Normalität zurück. Impfungen und weniger restriktive Maßnahmen lassen die USA mittlerweile wieder feiern. Die ersten Informationen aus Sin City belegen, es geht wieder in Richtung „Vor-Corona“. Wie die Aufsichtsbehörde aus Nevada vermeldet, gab es bereits im März über 2,2 Millionen Touristen im Mekka des Glücksspiels. Das sind längst nicht so viele wie unter Normalbetrieb vor zwei Jahren, jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits gut 700.000 Besucher mehr. Seit Jahresbeginn verzeichnet auch der Flugverkehr einen rasanten Anstieg allein von Februar auf März ist die Anzahl um 1 Millionen auf 2,6 Millionen Fluggäste der Metropole angestiegen.

Die Amerikaner scheinen der Casino-Branche auch etwas Gutes tun zu wollen und lassen es nach einem Jahr Corona richtig krachen. Obwohl die Besucherzahlen gerade mal die Hälfte gegenüber dem normalen Betrieb erreicht haben, verbuchen die Casinos am Strip und im Umfeld von Las Vegas einen Rekordumsatz von 1,07 Milliarden US-Dollar im März 2021. Wenn wir die Zahlen mit dem Monat März 2019 vergleichen, wird deutlich, dass Menschen sich nach Entertainment sehen wie nie zuvor. Denn die knapp 4,5 Millionen Besucher im März 2019 sorgten für Einnahmen in Höhe von 1,02 Milliarden US-Dollar, sogar etwas weniger als die Hälfte der Touristen nach Corona umgesetzt hat.

Inwieweit in Deutschland und Europa ein Boom in der Casino-Branche einsetzen könnte, sobald die ersten Lockerungen greifen, bleibt abzuwarten. Insbesondere für deutsche Betreiber dürfte die Situation brisant bleiben, da durch neue Glücksspielgesetze vieles anders wird. Am Ende werden wohl die großen Player übrig bleiben und den Markt unter sich aufteilen.

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