Warum lassen sich Wetten auf Amateurfußball nicht verbieten?

Wetten auf Amateurfußball sind in Deutschland verboten. Im Ausland waren dennoch über 2700 Spiele in den Saison 2023/24 mit Wetten versehen! (Bildquelle ©pexels Alexander Nadrilyanski)

Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag verbietet Wetten auf Fußball im Amateurbereich. Allerdings gilt das nicht für Wettanbieter im Ausland. Oftmals wissen unterklassige Vereine und deren Spieler gar nicht, dass Sportwetten auf deren Ansetzungen laufen, berichtet der Bayerische Rundfunk (BR). Dabei wird auf einen Großteil der deutschen Amateurfußballspiele international gewettet. Wie das gelingt, obwohl in Deutschland Sportwetten auf Amateure verboten sind, dokumentieren Einblicke des BR.

Wetten auf Amateurfußball im Ausland nicht verboten

Begegnungen aus der Bayernliga zwischen der Zweiten des TSV 1860 München und dem Kirchheimer Sportclub sind genauso im Wettprogramm aufgelistet wie Borussia Dortmund gegen Bayern München. Nun ist aber in Deutschland das Wetten auf Amateursportarten nach dem Glücksspielstaatsvertrag nicht zulässig. Dennoch gelangen jede Saison Tausende Partien in die Angebote der Sportwettanbieter. Für die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) stellt das jedoch kein Problem dar.

Selbst unter der Maßgabe, dass Live Wetten auf ebenfalls in Deutschland nicht erlaubnisfähige Ereignisse wie die Anzahl der Eckbälle oder den nächsten Elfmeter angeboten werden. Das gilt so lange, wie diese Amateurfußball Wetten nicht über deutsche Wettanbieter mit Lizenz verfügbar sein. Diese unterliegen den maßgebenden Regeln des Staatsvertrags und könnten durch verbotene Wettangebote ihre Erlaubnis als Veranstalter von Sportwetten verlieren.

Wer liefert die Daten in Echtzeit?

Bei einem so breiten Wettprogramm auf Amateurfußball mit Live Wettoptionen stellt sich natürlich die Frage, wer liefert die erforderlichen Spieldaten. Einem Journalistenteam des Bayerischen Rundfunks wurde hierzu der Datenaustausch zwischen Buchmachern und dem weltweit führenden Sportdatenanbieter Sportradar transparent gemacht. Die Firma aus der Schweiz bedient viele Wettanbieter mit aktuellen Daten von Amateurspielen in Echtzeit mit denen Live-Wetten erst möglich werden.

Um das zu ermöglichen, beordert Sportradar eigene Datenscouts vor Ort zum Fußball. Diese dokumentieren die Ereignisse auf dem Spielfeld mit ihrem Handy und liefern die Informationen per Live-Übertragung an Sportradar. Von dort aus werden die Daten an kooperierende Bookies weitergeleitet. Diese passen meist nach ihrem eigenen Schlüssel die Quoten auf den Spielverlauf relevante Wetten an.

In der abgelaufenen Fußballsaison 2023/24 waren bei mehr als 4000 Fußballspielen in Deutschland Datenscouts des Unternehmens im Einsatz. Allein bei mindestens 2700 Begegnungen handelte es sich beispielsweise um Matches der Ober- und Regionalliga mit Wetten auf Amateurfußball. Weltweit besuchten Datenscouts von Sportradar über 13 000 Fußballspiele im Amateurbereich.

Man kann natürlich auch davon ausgehen, dass eine unbekannte Anzahlung deutscher Tippspieler im Ausland Wetten online abschließt, weil da diese Amateurspiele mit hohem regionalem Bezug angeboten werden.

Gemeinsame Glücksspielbehörde der Ländersieht keinen Handlungsbedarf

Der Behördenvorstand der GGL Ronald Benter erklärt, das Angebot ausländischer Wettveranstalter auf Spiele deutscher Amateurmannschaften betrifft nur die Aufsichtsbehörde, „wenn eine Wettteilnahme von Deutschland aus möglich ist“.

Sportradar im Fokus?

Der Milliarden-Konzern Sportradar agiert laut BR-Artikel in einer bedenklichen Nebenrolle. Einerseits verkauft das Unternehmen Daten rund um den Sport, andererseits bedient es mit seiner eigenen Geschäftssparte „Integrity Services“ Sportverbände mit einem speziellen Service. Nämlich das kostenlose Monitoring von Wettveranstaltungen am Markt. Ziel ist es, Spielabsprachen zu erkennen.“

Hierzu erklärt der Abteilungsleiter Andreas Krannich: „Ein Engagement für den sauberen Sport“.

Doch just ausgerechnet das Unternehmen, das sich für den Schutz des Fußballs vor Wettbetrug einsetzt, vermarktet umfangreiche Live-Daten für Wetten auf Amateurspiele. Dabei sind diese für Spielmanipulationen am stärksten empfänglich, so der BR im Artikel vom 15.08.2024. Allerdings kann man dem an der Nasdaq notieren Konzern nichts vorwerfen.

Im Rahmen der Recherchen hat der BR-Reporter Andreas Krannich sich auch an einen Datenscout bei einem deutschen Amateurfußballspiel gewendet. Dieser hat jedoch das Interview abgebrochen. Daraufhin hat Sportradar per Brief, Stellung bezogen: Man biete Daten an – und verpflichte die Wettanbieter vertraglich, sich an die Gesetze der jeweiligen Länder zu halten.

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