Deutsches Casino21- über Jahre hinterzog ein Unternehmer in Berlin über 1 Million Euro an Spielautomaten Steuern! (Bild © evoknow auf Unsplash)
Bei manipulierten Spielautomaten denkt man zuerst an schlechte Gewinnchancen. Das Casino betrügt Spieler um ihre Beute. Im Prozess am Berliner Amtsgericht Tiergarten gegen den deutschen 44-Jährigen Erkan A. geht es allerdings um mehrfachen Steuerbetrug. Der Staat wurde mutmaßlich um seine Glücksspielsteuern betrogen, so berichtet es die BZ-Berlin im Artikel „Spielautomaten manipuliert – Glücksspiel-König zahlt halbe Million zurück” am 14. Januar 2025.
Filialen der Spielhallen Casino21 und Gaststätten betroffen
Bei diesem raffinierten Spielhallen-Betrug geht laut einem Bericht des LKA (Az. 246 Js 562/12) um Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Dabei wird dem deutschen Beschuldigten Erkan A. vorgeworfen, seit 2011 in Berlin 6 Spielhallen unter dem Namen „Casino21“ sowie 4 Gaststätten mit Spielgeräten mit Geldgewinnmöglichkeit betrieben zu haben. In weiteren 8 Lokalen stehen unter seinem Namen Geldspielautomaten.
Bis hierhin ist das Geschäftsmodell offensichtlich von Erfolg gekrönt. Im Jahr 2012 werde die Ermittlungsbehörden bereits auf ihn aufmerksam und leiten ein Ermittlungsverfahren ein (Az. 246 Js 562/12). Der bis dahin ahnungslose Geschäftsmann mit mehr als einem halben Dutzend Spielstätten steigt zum Glücksspiel-König auf und entrichtet bis 2014 ordnungsgemäß seine Abgaben wie Umsatzsteuer, Gewerbesteuer, Einkommensteuer und Vergnügungssteuer.
Wie wurden die Spielautomaten manipuliert?
Dem LKA zufolge wurden mutmaßlich 39 Automaten manipuliert. Im LKA-Bericht von 2017 ist zu lesen: „Softwaremanipulationen an Geldspielgeräten“. Insgesamt gehörten zu den Geldspielgeschäften des Unternehmers 92 Spielautomaten. Bis hierhin ist alles in Ordnung. Der deutsche Spieler zockt in einer Filiale von Casino21oder in einer gstronomischen Einrichtung und gewinnt oder verliert. An den Casino Spielautomaten Spielen wurde keine Manipulation vorgenommen. Erst nachher, wenn die Session eines Gastes zu Ende ist, kam es wahrscheinlich zu einem Steuerbetrug.
Auf einer Art Kassenzettel druckt jeder Spielautomat den Umsatz aus, um später fiskalisch abgerechnet zu werden. Durch die Software-Manipulation wurde an den betroffenenSpielgeräten aber nur die Hälfte des Umsatzes gewertet. Die Umsätze drucken die Geräte eigenständig aus (sieht aus wie ein Kassenzettel). Die kriminelle Software halbiert diese Umsätze. Das heißt: ein halbierter Umsatz, geringere Steuern – und ein Millionenplus für Erkan A.!
Nach ersten Ermittlungen im Jahr 2012 gehen im Jahr 2020 die Akten bei der Staatsanwaltschaft Berlin ein und ein Verfahren wird eröffnet. Im September 2022 ist die Anklageschrift abgeschlossen. Danach landet diese beim Amtsgericht Tiergarten. Ein Jahr Verzögerung bis zur Hauptverhandlung ist die Regel aufgrund der überlasteten Behörden.
(Bild © Christopher Ryan auf Unsplash)
NDR/WDR/SZ-Recherchen: Jahrelang haben die Glücksspielbetreiber von über 30 Spiestätten insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Berlin mit gefälschten Einspielergebnissen Steuern hinterzogen.
Halbe Million bereits zurückgezahlt
Zum Schluss der Prozess 2025. Erkan A. hat das Automatengeschäft aufgegeben. Inzwischen verdient er seinen Lebensunterhalt mit „Vermietung und Verpachtung“, wie er selber erklärt. Von den illegal erwirtschafteten 1 036 703,31 Euro seien längst 521 753,86 Euro „beglichen“, heißt es in der Anklageschrift. Sein Geständnis ist vollumfänglich. Was die Richter ihm zugutehalten. Nur noch rund 375.000 Euro davon hat er nachzuzahlen. Das Urteil lautet auf eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung wegen Steuerhinterziehung in neun Fällen.
In der FAZ ist zu lesen: Der Verdacht gegen den früheren Betreiber der Spielautomaten sei nach stichprobenartigen Kontrollen des Finanzamtes aufgekommen, wurde im Prozess mitgeteilt. Für die Manipulation sei eine Software verwendet worden. Die Ermittlungen hätten viel Zeit in Anspruch genommen.
Hinterlasse einen Kommentar